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Self-Publishing: Neobooks erlaubt Amazon-Ausnahme

Kein AmazonDer zum Holtzbrinck-Konzern gehörende E-Book-Dienstleister Neobooks erlaubt ab sofort, dass Selfpublisher ihre E-Books bei Amazon weiterhin selbst einstellen dürfen, während Neobooks Digitalshops wie Apple, Thalia oder Weltbild beliefert.

Autoren kommen somit in den vollen Genuss von Amazons 70%-Tantieme. Bislang zwackte sicher der Dienstleister davon 30% ab.

Aus Autorensicht ist die »Ganz-oder-garnicht-Regelung« der meisten E-Book-Distributoren ohnehin ärgerlich. Warum sollte ein Dienstleister zwangsweise Shops beliefern, die man selbst gewinnbringender bestücken kann?

Amazon macht es den Autoren leicht, ein elektronisches Buch zu veröffentlichen. Es gibt keine Grundgebühren, keine exklusive Vertragsbindung. Wer mit der Textverarbeitung Word umgehen kann, der kann sein Manuskript gleichberechtigt mit den Verlagstiteln in die Amazon-Datenbank einstellen und verkaufen. Bei Detailfragen hilft zum Beispiel unser E-Book-Ratgeber. Amazon ist zudem der lukrativste Shop, denn je nach Preisgestaltung erhält der Autor an die 70% des Nettoverkaufspreises ausbezahlt. Selbst bei einem 2,99-Euro-Titel sind das rund 2 Euro.

Zudem hat Amazon einen Marktanteil von 50% bis 70% bei den E-Book-Verkäufen. Viele Autoren machen daher ihre ersten digitalen Selbstverlegerschritte beim US-Händler.

Wer als Selbstverleger sein Werk später bei anderen Digitalhändlern anbieten will, der hat es jedoch nicht so einfach wie bei Amazon. Wer beispielsweise in den deutschen Shops von Thalia und Weltbild gelistet sein möchte, die aufgrund der eigenen Tolino-Plattform mittlerweile auch sehr interessant sind, der konnte dies nicht wie bei Amazon selbst erledigen, sondern war auf einen sogenannten E-Book-Distributor angewiesen. Diese Dienstleister haben Rahmenverträge mit den Shops und stellen die E-Books für Einzelautoren ein. Beim Apple iBooks-Store benötigt man wiederum eine amerikanische Steuernummer, was dauern kann – je nachdem wie vollständig und fehlerfrei man die US-Formulare ausgefüllt hat.

Ein E-Book-Distributor ist daher ein sinnvoller Dienstleister, um die Breite der E-Book-Shops und somit den Gesamtmarkt zu erreichen.

Doch bislang forderten diese Dienstleister alle E-Book-Distributionsrechte exklusiv. Wer mithilfe von Amazon auf den Geschmack des Selbstverlegens gekommen war und sein Werk via Distributor nun in die anderen Shops bringen wollte, der musste seinen Titel bei Amazon zurückziehen, weil künftig der E-Book-Dienstleister Amazon mitbeliefert. Für den Autor ist dies doppelt schlecht, denn zum einen muss er ausgerechnet beim Marktführer Amazon Umsatzeinbußen hinnehmen, da nun der Dienstleister eine Provision abzieht, zum anderen verliert der Autor seine Kundenrezensionen, da der Titel über den Dienstleister in der Regel unter einem neuen Datensatz eingestellt wird. Auch die Verkaufs- und gegebenenfalls Bestseller-Historie muss neu aufgebaut werden.

Doch Amazon aus dem Distributionsvertrag auszuschließen, war bislang nicht möglich. Denn gerade weil Amazon den Löwenanteil der Verkäufe ausmacht, hätte der Händler auf die wichtigste Provisionsquelle verzichtet.

Neobooks erlaubt es jetzt erstmals, Amazon aus der Distributionsvereinbarung auszunehmen. In einer Pressemeldung ist noch von einem »Betatest« die Rede und dass ggf. künftig weitere Händler folgen werden können. Aus Autorensicht sind jedoch weitere Ausnahmen eher nicht interessant. So einfach wie Amazon macht es den Autoren höchstens noch der E-Book-Anbieter Kobo, der jedoch in Deutschland kaum eine Rolle spielt.

Ursprünglich startete Neobooks als eine Art Crowd-Lektorat. Durch das gegenseitige Bewerten sollten Autoren die Chance bekommen, sogar auf den Lektoratstischen des Droemer Verlages zu landen, zu dem Neobooks gehört. Ein möglicher regulärer Autorenvertrag bei diesem Holtzbrinck-Verlag ist bis heute ein Marketingversprechen. In der Praxis schafften diesen Sprung jedoch ganz wenige Titel. Zudem ist Flöhehüten einfacher, als Autorencommunities zu managen. Seit der Buchmesse 2012 ist der Autorenbereich mehr und mehr in den Hintergrund getreten, stattdessen scheint sich Neobooks primär auf E-Book-Distributionsdienstleisungen zu verlagern, ohne die Inhalte groß zu beachten.

Ohne Grundgebühr und Mindestvertragslaufzeit war das Neobooks-Modell ohnehin überaus fair. Die Amazon-Ausnahmeregelung macht es für Selbstverleger noch attraktiver. Und wer sein Buch auch gedruckt bestellbar machen möchte, den verweist Neobooks an die Konzernschwester Epubli.

Anders als bei Amazon ist in einigen E-Book-Shops das Vorhandensein einer ISBN Pflicht. Neobooks stellt daher für die E-Book-Ausgabe eine kostenlose Buchnummer aus dem eigenen Neobooks-Nummernkreis bereit.

Offenbar hat man sich bei Neobooks jedoch noch keine Gedanken darüber gemacht, ob der Autor diese ISBN dann auch beim selbst gepflegten Amazon-Datensatz eintragen darf. Auf unsere diesbezügliche Anfrage wollte man sich bei Neobooks noch nicht offiziell äußern. Wir tragen die Antwort jedoch an dieser Stelle nach, sobald sie uns vorliegt.

ISBN darf nicht für »eigenes« Amazon-E-Book verwendet werden

Zwischenzeitlich liegt uns von Neobooks die offizielle Antwort auf die Frage vor, ob die kostenlose ISBN von Neobooks auch bei Amazon hinterlegt werden darf. Die Antwort lautet nein.

Wie oben beschrieben, ist in dieser kostenlosen ISBN Neobooks als Verlag hinterlegt, sodass damit nur via Neobooks erstellte und ausgelieferte E-Book gekennzeichnet werden dürfen. Allerdings ist bei Amazon eine ISBN nicht zwingend erforderlich.

Jedes E-Book-Format benötigt eine eigene ISBN

Da die ISBN auch eine Bestellnummer ist, ist es laut Aussage der ISBN-Agentur ohnehin nicht zulässig, dass unterschiedliche E-Book-Formate die gleiche ISBN erhalten. Amazon (MOBI/AZW), EPUB oder PDF-Version müssen jeweils eine eigene ISBN-Nummer erhalten, auch wenn sie inhaltich identisch sind.

Stolpersteine Preisbindung und KDP Select

An dieser Stelle sei zudem nochmals an die Preisbindung erinnert. Sie besagt, dass ein E-Book bei jedem Händler zum gleichen Preis angeboten werden muss. Wer sein Buch bei Amazon selbst pflegt, der darf dort nicht individuelle Rabattaktionen starten. Diese müssen zeitgleich auch in den anderen Shops gelten.

Wer sein E-Book bei Amazons KDP-Select-Programm angemeldet hat, um die damit verbundenen Marketingaktionen und die Ausleihmöglichkeit für Amazons Prime-Kunden zu nutzen, der hat sich damit exklusiv für mindestens 90 Tage an Amazon gebunden. In dieser Zeit darf das Buch in keinem anderen Shop angeboten werden. Wer also das Angebot von Neobooks nutzen will, sollte bei Amazon im Menüpunkt »Bücherregal« prüfen, ob der Titel bei KDP Select angemeldet ist (grüner Punkt). Ist dies der Fall, so klickt man auf »Infos«. Nun sieht man, wie lange man mit diesem Titel noch exklusiv an Amazon gebunden ist. Da sich diese Frist automatisch um weitere 90 Tage verlängert, sollte man den Haken bei »Die Anmeldung dieses Buches bei KDP Select automatisch für weitere 90 Tage erneuern« entfernen.

Sobald die KDP-Select-Bindung abgelaufen ist, kann man sein Buch in anderen Shops anbieten.

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13 Kommentare

  1. Nach Angabe des VLB – Verzeichnis leferbarer Bücher ist für jedes Format (epub, pdf, mobi/azw) eine eigene ISBN notwendig. Wenn Neobooks also für die Tolino-Shops und solche die epub verwenden eine ISBN bereitstellt, dürfte die nicht für Amazon benutzt werden, da Amaon ein anderes Format hat, was eine separate ISBN erfordert.

  2. Doch bislang forderten diese Dienstleister alle E-Book-Distributionsrechte exklusiv. Wer mithilfe von Amazon auf den Geschmack des Selbstverlegens gekommen war und sein Werk via Distributor nun in die anderen Shops bringen wollte, der musste seinen Titel bei Amazon zurückziehen, weil künftig der E-Book-Dienstleister Amazon mitbeliefert.

    Bei Xinxii ist das nicht so. Man kann das E-Book entweder nur bei Xinxii anbieten oder eine ISBN besorgen und bei jedem Shop einzeln entscheiden, ob das E-Book dort angeboten werden soll.

  3. Xinxii bietet bereits seit längerem die Option an, nur in ausgewählte E-Book-Shops zu liefern – Amazon (und/oder andere Shops) konnte und kann man dort einfach abwählen.

    Dann wiederum habe ich die Erfahrung gemacht, dass Xinxii monatelang nicht “in die Puschen” kam, und ein beinahe-distribuiertes E-Book, das dann doch nirgends aufschlägt, ist ja irgendwie sinnlos …

    Sobald KDP-Select wieder abgelaufen ist, erhält also Neobooks eine verdiente Chance …

  4. Ich hab mal wieder das beste Timing: Vor zwei Tagen bei KDP Select angemeldet und jetzt entscheidet sich Neobooks endlich für diesen Schritt … Na ja, in drei Monaten bin ich dann ganz sicher dabei 😉

  5. Nach den erschreckenden Negativmeldungen zu Amazon (Kindle-Accounts werden einfach so gesperrt, Autoren nicht richtig ausbezahlt), ist der Laden für mich als Autor auf jeden Fall gestorben. Mein Buch ist dort gelistet – allerdings über den Verlag, der vielleicht etwas mehr Kontrolle über die tatsächlich ausgelieferten Exemplare hat.

  6. Ich bin seit etwa drei Wochen bei Neobooks. Nach anfänglichen kleinen Schwierigkeiten beim Hochladen meines Textes bekam ich sofort Hilfe vom Team. Bin Super zufrieden. Mittlerweile wurde mein Text bereits 40zig Mal kostenpflichtig heruntergeladen. Gut, die Marge ist anscheinend nicht so hoch wie bei Amazon, aber zumindest funktioniert das Klasse mit Neobooks.
    Andreas

  7. Häupter, das klingt ziemlich nach Werbepost 🙂
    Es wird bestimmt interessant, wie sich der Buch- und Ebook-Markt in den nächsten Jahren entwickeln wird. Ob es für einen Autor (der lieber Schreiben möchte) wirtschaftlich vorteilhaft ist, sich mit zig verschiedenen Ebook-Shops rumzuschlagen, möchte ich bezweifeln.

  8. Hallo Sebastian,
    Nein, das ist keine Werbepost. Ich bin Hobbyautor und habe auch schon bei einigen Verlagen Bücher publiziert. Aber einige Texte schlummern seit Jahren in meiner Schublade. Da kam ich auf die Idee diese bei Neobooks einzustellen. Es kostet ja nichts, also was konnte ich dabei verlieren? Ich finde diese Möglichkeit einfach sehr gut und denke das sich dieser Markt auch etablieren wird.
    Lg Andreas

  9. Ich würde mich mal über einen Beitrag zu den unterschiedlichen Distributionsanbietern freuen: ISBN, Impressum, Rechte, Honorare, Schnelligkeit, Geschäftsmodell, etc.
    Amazon und Kindle wird hier auf dem Literaturcafe immer so hochgejubelt – wie einfach und so. Kann ich aber nicht bestätigen. Jetzt muss ich erstmal sechs Wochen warten, bis die US-Steuerbehörde meine Angaben prüft, verkaufe ich bis dahin was, zieht sie einfach mal 30% ab. Außerdem ärgerlich bei Amazon: Lege ich einen höheren Verkaufspreis fest, erhalte ich nur 35% Honorar davon. Warum das? Ãœberhaupt behagt es mir nicht, Geschäfte mit einem amerikanischen Unternehmen zu machen. Nach amerikanischem Recht, versteht sich. Im Zweifelsfall ziehe ich da immer den Kürzeren. (Siehe US Steuergesetze …)
    Daher wäre ich über einen neutralen, informativen Überblick über die dt. Distributoren sehr dankbar.

  10. Liebe(r/s) blau-7,

    Sie machen es sich unnötig schwer. Zum Verkauf über Amazon ist keine US-Steuernummer notwendig. Wenn Sie dennoch eine beantragen und an Amazon melden, dann wird Ihnen bei Verkäufen über amazon.com keine pauschale US Quellensteuer abgezogen (30%). Gerade bei deutschsprachigen Titeln sind die US-Verkäufe jedoch erfahrungsgemäß so gering, dass sich der Aufwand nicht lohnt.

    Bei Verkäufen über die europäischen Amazon-Websites wird keine US-Steuer abgezogen.

    Ansonsten gilt ein einfacher Ratschlag: Wer bedenken hat, sein E-Book über Amazon anzubieten, der sollte es nicht tun.

    Eine gute Ãœbersicht, welcher Distributor war bietet, findet sich im Web bei der Self-Publisher-Bibel.

  11. Nach zwei Tagen “Neobooks” war ich von diesem Dienstleister kuriert. Nicht nur, dass eigene ISBNs auch nicht gegen Beantragung verwendet werden können/dürfen (um die Frage von Karrer zu beantworten), sondern man muss eindeutig vor der “Scouting-Option” bei Neobooks warnen.
    Natürlich habe ich mich auch gefreut an einem Programm teilnehmen zu können, das vielleicht Hoffnung bieten kann, einen echten Verlagsvertrag zu bekommen.
    Also aktivierte ich die Option.
    Da die ISBNs jedoch nicht zugelassen waren, deaktivierte ich vorerst die Freigabe zum Vertrieb des eingesandten E-Books.
    Zwei Tage später sah ich zufällig bei einer Internetsuche nach meinem Buchtitel “Hinter dem Wasserfall”, dass Neobooks einfach so das E-Book zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellt hatte!
    Sofort ersetzte ich das Buch durch eine Leseprobe und löschte dann die Daten.
    Eine briefschriftliche Stellungnahme des Portalmanagers von Neobooks im Namen von Droemer Knaur will ich der Community nicht vorenthalten:

    “Sie haben für Ihr Werk die Verkaufsfreigabe deaktiviert. Damit war Ihr ebook für das System nur noch zum “Scouting” eingereicht, d.h. Werke, die durch unsere Lektoren für den Verlag entdeckt werden können. Scouting-Werke stehen auf neobooks kostenlos zur Verfügung. Wir verstehen anhand Ihrer Mail, dass es nicht Ihre Absicht war, Ihr Buch kostenlos zugänglich zu machen. Es tut uns leid, dass Ihnen der Vorgang nicht transparent genug war.”

    Dazu fällt einem wohl nichts mehr ein… ein Buch, das mit vertraulichen Zusatzinfos wie dem Exposé für Lektoren eingereicht wird, veröffentlicht ein Verlag automatisch zum kostenlosen Download?
    Von so einem Verlag sollte jeder die Finger lassen, das ist meine Meinung, und da das offenbar nach einer verlagsgesteuerten Handlungsweise von Neobooks aussieht, ist das nicht mehr ein technischer Fehler von Neobooks.
    Man muss sich mal vorstellen was es bedeuten würde, wenn die Buchverlage eingereichte Manuskripte kostenlos verteilen würden, weil man sich dafür beworben hat, von Lektoren entdeckt zu werden. Unfassbar!

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