StartseiteBuchkritiken und TippsRoger Willemsen im Gespräch: Vom Reisen zu den Enden der Welt -...

Roger Willemsen im Gespräch: Vom Reisen zu den Enden der Welt – Buchmesse-Podcast 2010

Roger Willemsen (Foto: Birgit-Cathrin Duval)
Roger Willemsen (Foto: Birgit-Cathrin Duval)

Eine erschreckende Mitteilung, die uns der S. Fischer Verlag Anfang September machte: Es gibt keine Interview-Termine mit Roger Willemsen auf der Buchmesse mehr. Sein Buch »Die Enden der Welt« war sofort auf der Bestsellerliste eingestiegen und die Gesprächsanfragen zahlreich wie nie. Entsetzen in der literaturcafe.de-Redaktion, schließlich ist das Gespräch mit Roger Willemsen seit fünf Jahren ein fester Bestandteil unseres Buchmesse-Podcast, auf das Hörerinnen und Hörer warten.

Doch rasch war eine bessere Lösung gefunden: literaturcafe.de-Herausgeber Wolfgang Tischer traf sich mit Roger Willemsen stattdessen vor seiner Lesung im Karlsruher Tollhaus. So entstand ein entspanntes, hörenswertes und fast halbstündiges Gespräch übers Reisen, das Schreiben, Bühnenauftritte und die erschreckende Seite der USA, die Barack Obama zum Vorschein bringe.

Ein ausverkaufter Abend mit Roger Willemsen

Voll ist der Terminkalender von Roger Willemsen nicht nur im Herbst 2010. Fast täglich ist er auf der Bühne einer anderen Stadt oder in diversen Fernsehsendungen zu sehen. Willemsen stellt sein neues Buch »Die Enden der Welt vor« oder tritt nach wie vor zusammen mit Dieter Hildebrand auf.

Roger Willemsen sieht alles andere als gestresst oder gehetzt aus, als er gut eine Stunde vor seinem Auftritt im Karlsruher Tollhaus eintrifft. Es ist Ende September, eine Woche vor der Frankfurter Buchmesse. Das Foyer des Tollhauses ist noch leer. Der Star des Abends begrüßt freundlich den Interviewer, als sei Willemsen nur wegen des Gesprächs ins Badische gereist. Mit der gleichen einnehmenden Freundlichkeit wendet er sich der Frau an der Bar zu, bestellt ein paar Wurstbrötchen und verschwindet erst mal zum Soundcheck.Kurzfristig musste das Tollhaus die Veranstaltung vom kleinen in den großen Saal verlegen, da bereits der Vorverkauf enorm gut lief. An diesem Abend wird der Saal ausverkauft sein.

Dann, in der Ruhe des Backstage-Bereichs, ist ausführlich Zeit für das Gespräch. Natürlich geht es zunächst um das aktuelle Buch. Es sind Berichte – »literarische Reisebilder«, wie sie der Autor selbst nennt – von 22 Reisen, die Willemsen in den letzten 30 Jahren unternommen hat in Gegenden, die tatsächlich geografische Enden darstellen wie Nordpool oder Feuerland, aber auch an Orte, die menschliche und existenzielle Enden markieren.

Roger Willemsen hat die Berichte auf Basis seiner Aufzeichnungen geschrieben, nahezu ständig protokolliere er auf seinen Orten, Landschaften, Menschen und Situationen. Wie erlebte er diese Zeitreise zurück in die eigene Vergangenheit?

Das Thema führt fast automatisch zur Lesereise. Was macht eine gute Lesung aus? Wie sieht sich Roger Willemsen als Bühnendarsteller selbst? Wie hält er sich bei so vielen Terminen fit?

Im Vorsatz des Buches markieren 22 Kreuze die bereisten Orte und Enden der Welt. Keine der Markierungen befindet sich auf dem nördlichen Teil des amerikanischen Kontinents. Zufall?

Keine Reise in die USA

So steht am Ende des sechsten Gesprächs mit Roger Willemsen erneut das Thema USA und das dortige politische Klima. Seit seinem Interview-Buch mit ehemaligen Guantanamo-Häftlingen bitten wir Roger Willemsen um seine persönliche Einschätzung. Nach seinem Afghanistan-Buch hat man ihm nahegelegt, besser nicht mehr in die USA zu reisen.

Mit den Gegnern Obamas stehe ein Amerika auf, das ihm in der Seele widerwärtig sei, so Willemsen im Gespräch. Obama habe diese Front sichtbar gemacht, ein Amerika, von dem wir lange Zeit nichts wussten. Obama könne Guantanamo nicht schließen, er könne weder aus Afghanistan raus noch wesentliche Sachen in der Gesundheitsreform durchsetzen, weil die Widerstände so groß seien.

Das Gespräch mit Willemsen fand vor der Kongresswahl statt, die das Gewicht zu Ungunsten Obamas weiter verschoben hat.

Roger Willemsen: Die Enden der Welt. Gebundene Ausgabe. 2012. FISCHER Taschenbuch. ISBN/EAN: 9783596512232. 15,00 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Roger Willemsen: Die Enden der Welt. Taschenbuch. 2011. FISCHER Taschenbuch. ISBN/EAN: 9783596179886. 14,00 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel
Roger Willemsen: Die Enden der Welt. Kindle Ausgabe. 2010. Fischer E-Books. 9,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige

Weitere Beiträge zum Thema

1 Kommentar

  1. Ich war vor Ort, im Tollhaus in Karlsruhe wie auch am 9. November in der Alten Feuerwache in Mannheim.
    Die Stimme des Roger Willemsen erlaubt eingangs bereits die Vermutung eines äußerst intelligenten Menschen mit deutlichen Charakterzügen eines Mannes der Güte und Menschlichkeit, gepaart mit erstaunlichem Wissen und auch gespickt der Neugierde.
    Fesselnd gebannt die Zuhörer lauschend seiner Worte, Darstellungen, welche stets humoristisch begleitend in den Bann zogen.
    Ein Mann, der als Synonym für Germanistik steht, Worte nicht nur auszusprechen sondern auszumalen versteht, ein Künstler der Sprache mit unverwechselbarem Gepräge und eine literarische Bereicherung. Das ist Roger Willemsen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein.
Bitte geben Sie Ihren Namen ein