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Maltes Meinung: Ein exemplarisch schlechtes Gedicht

Maltes Meinung - Die Textkritik im literaturcafe.deAutorinnen und Autoren können ihre Werke an unseren Textkritiker Malte Bremer schicken. Dieser bespricht die Gedichte oder Geschichten dann öffentlich. Dabei geht es in unserer Rubrik »Maltes Meinung« nicht darum, schlechte Autoren vorzuführen, sondern die Textkritiken sollen für andere Schreiber eine Hilfe sein, ihre Arbeiten kontinuierlich zu verbessern und sie auch selbst immer wieder kritisch zu überarbeiten: lernen aus den Fehlern der anderen.

Wer Texte zur Begutachtung an Malte Bremer schickt, der weiß, was sie oder ihn erwartet. Über 100 Gedichte und Kurzgeschichten hat Malte ausführlich besprochen. Wer hier im Archiv aufmerksam stöbert und liest, der kennt Maltes Bremers Stil, seine Beobachtungen von Details und seine oft auch ironische Art. Denn es soll ja auch Spaß machen, die Kritik des Textes mit Gewinn zu lesen.

Man sollte also meinen, dass die Qualität der Texte, die zwischenzeitlich bei uns zur öffentlichen Besprechung eingehen, sehr hoch ist und die Autorinnen und Autoren an den vielen guten und schlechten Beispielen gelernt haben.

Pustekuchen! Der Eindruck, der bei der Betrachtung der Brillenbewertungen entsteht, dass sich gute und schlechte Texte die Waage halten, täuscht gewaltig. Der Anteil an schlechten Texten überwiegt enorm. Viele davon landen bei uns im digitalen Papierkorb, denn sie sind so schlecht, dass man daraus nichts lernen könnte. Pubertäre Liebesgedichte und Weltschmerz-Schmarren zuhauf.

Als Malte unlängst wieder leidend vor seinem Bildschirm stöhnte und ob eines schlechten Gedichtes die Entf-Taste drücken wollte, haben wir ihn davon abgehalten und ihn gebeten, einmal auch eines der typischen schlechten Liebesgedichte zu besprechen. Als exemplarisch schlechtes Beispiel sozusagen. Hier können Sie das Ergebnis lesen.

Eines ist Malte Bremer und uns wichtig: Maltes Kritiken sind immer Kritiken am Text, nie am Autor. Ein impulsiv niedergeschriebenes, also schlechtes Liebesgedicht mag die Gefühlswelt der Autorin oder des Autors widerspiegeln. Und vielleicht wird es von einigen subjektiv sogar als gutes Gedicht empfunden, da sie sich zur Zeit in ähnlichen Gefühlsregionen bewegen, doch kann und darf dies kein Maßstab für eine literarische Textkritik sein.

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3 Kommentare

  1. Es ist wie in der Musik auch:
    Leute, die zu faul sind, sich um die handwerklichen Aspekte
    einer Kunst zu kümmern (hier Literatur), machen einfach mal drauf los.
    Und dann muß es natürlich veröffentlicht werden, klar.
    Dieser geniale, eines einzigartigen Hirns entsprungene Einfall…
    So diletantisch zu Papier gebracht, daß es einem den Magen umdreht,
    möchte dem Autor sagen. Und ihm nahe legen, er möge doch bitte mal bei der Volkshochschule fragen, wann der nächste Literaturkurs startet. Die Wurzel des Übels liegt aber noch viel tiefer:
    Rechnen, schreiben, lesen und Computer wird in der Schule gelehrt.
    Und keiner würde auf die Idee kommen, auch nur eines dieser Fächer
    als unnötig zu erachten. Musik aber und Literatur…?
    Reiner Luxus. Und wenn es hart auf hart kommt, sogar unnötig.
    Was ich damit sagen will: Unsere Gesellschaft ist eine kühl rechnende,
    mit wenig Sinn für Erbauliches. Da braucht man sich nicht weiter zu wundern. K.R.

  2. Wir wollen das doch nicht so eng sehen. Die Beschäftigung mit Literatur, das Schreiben von Gedichten, Romanen und so weiter ist zum Glück jedem zugänglich, der sich damit befassen will, die Kunst – und sei der Begriff noch so weit gesteckt – ist noch frei! Dass das Können des Öfteren mit dem Wollen nicht Schritt halten kann, dass die Ergebnisse zunächst vielleicht kläglich ausfallen, was macht das schon aus? Aus persönlicher Beobachtung weiß ich: Wer schreibt, hat zumeist gute Absichten, das gilt vor allem für das Schreiben von Lyrik. Ein zweiter Rilke wird eben schwer aufzutreiben sein.

    Viele liebe Grüße an alle, die sich in der Literatur und um die Literatur bemühen!

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