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Literaturbeilagen zur Buchmesse: Wer lobt was und wer was nicht?

Literaturbeilagen von ZEIT und SPIEGELMalte Bremer hat sich die Literaturbeilagen von ZEIT und SPIEGEL angesehen. DIE ZEIT begibt sich in den »Dschungel der Bücher« und der KulturSPIEGEL nimmt eine »Auslese« vor.

Auf geht’s! Aber nur für Literatur aus Deutschland, sonst reichen Platz und Zeit nicht. Das sind immerhin noch 14 Vorstellungen in ZEIT LITERATUR und 17 beim SPIEGEL. Nur zu 6 Büchern fand sich in beiden was. Die angehängten kursiven Kommentare stammen aus den Besprechungen.

DIE ZEIT lobt:

Gunther Geltinger, Moor
Hohe Literatur
Ernst Haffner, Blutsbrüder
Ein Zeugnis der Menschlichkeit von 1932
Helene Hegemann, Jage zwei Tiger
Ist sie wirklich eine Schriftstellerin? Wir finden ja!
Annette Pehnt, Lexikon der Angst
Lauter kleine Seltsamkeiten
Andreas Schäfer, Gesichter
Well made
Ferdinand von Schirach, Tabu
Er schöpft aus seiner beruflichen Erfahrung

 

DIE ZEIT lobt nicht:

Ann Cotton, Der schaudernde Fächer
Elitärer Punk. Ein Spaß wars nicht, aber eine Erkenntnis schon.
Zoë Jenny, Spätestens morgen
Short stories? Zu hoch gepokert!

 

DER SPIEGEL lobt:

Melitta Breznik, Der Sommer hat lange auf sich warten lassen
Ein Buch, das man wegen seiner Sprache liest.
Alina Bronsky, Nenn mich einfach Superheld
Man verzeiht die hanebüchene Auflösung am Schluss.
Norbert Gstrein, Eine Ahnung von Gegenwart
melodisch, rhythmisiert, elegant
Olaf Kühl, Der wahre Sohn
Kunstvoll komponierte Detektivstory, bisweilen gestelzter Ton
Terézia Mora (der ich den Buchpreis sehr gönne!), Das Ungeheuer
Brutal und konsequent
Max Scharnigg, Vorläufige Chronik des Himmels über Pildau
Wer nur lange genug Geduld hat, zu dem kommt die Welt.
Jane Teller, Alles worum es geht
Teller versucht ihren Helden in die Seele zu schauen, auch wenn es weh tut.
Ulrich Tukur, Die Spieluhr
Eine Wirklichkeit, von der ich allerdings nur wusste, dass es sie gar nicht gab.

 

DER SPIEGEL lobt nicht:

Jo Lendle, Was wir lieben
Die Liebe wird auseinander genommen wie ein Baukasten von Lego-Technik.
Tobias Rüther, Männerfreundschaft
Wissenschaftsphobie hindert Rüther daran, ein gutes Buch zu schreiben.
Uwe Timm, Vogelweide
Läppische Exkurse
Martin Walser, Die Inszenierung
Denkbare (Selbst-)Ironie entschädigt nur unzureichend für die eitle Potenzprotzerei.

 

DIE ZEIT und DER SPIEGEL loben:

Mirko Bonné, Nie mehr Nacht:
Chronik einer Trauer
ausgeklügelt, arg schicksalhaft, aber ein Zauber
Daniel Kehlmann, F
Weise und trotzdem komisch
Raffiniert, elegant konstruierte Erzählung
Clemens Meyer, Im Stein
Ein großer Roman aus dem wilden Osten
modernes Märchen im dünnen Gewand des Dokumentarischen.
Marion Poschmann, Die Sonnenposition
Ein lyrisches Leseerlebnis
bringt ihre Figuren zum inneren Leuchten

 

Nicht einig sind sich ZEIT und SPIEGEL bei diesen beiden:

Sven Regener, Magical Mystery:
ZEIT: Quasseln als große Kunst
SPIEGEL: bemüht komödiantisch, verzwungen skurril
Peter Stamm, Nacht ist der Tag:
ZEIT: Detailbeschreibungen unserer unwilden Existenz
SPIEGEL: Dies Buch versinkt in matten Kolportagesätzen, schlimmen Sex-Nacherzählungen und halbironischem Esoterikgeschwurbel.

Ich habe alle diese Besprechungen ganz gelesen und bin so schlau als wie zuvor; Walser und Stamm bleiben für mich Langweiler, ich ändere auch nicht meine Ansichten zu den 6 der Shortlist, werde aber das Buch der Buchpreisgewinnerin kaufen und lesen. Irgendwann …

Leid tun mir die Menschen, die Leselisten führen wie einen Hausaufgabenplan und die angesichts der Bücherflut bestimmt schon im Jahr 2030 angelangt sind, wo sie die Neuerscheinungen von 2013 noch unterkriegen.

Aber ob es diese Bücher dann noch gibt?

Ich halte es da eher mit Arno Schmidt:

Im Leben kann man höchstens 100 Autoren richtig kennenlernen, mehr Zeit hat man nicht; also darf man sich sprachliche Dickhäuter gar nicht erlauben.

Malte Bremer

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4 Kommentare

  1. Ja, die Geschmäcker und die Art mit Leselisten umzugehen, sind verschieden. Aber für seine Leselisten ist man selbst verantwortlich, wenn man sie nicht will, muß man keine führen, für andere, wie beispielsweise mich, sind sie vielleicht hilfreich und gut. Und die Marion Poschmann, die ich mir selbst empfehle, bringe ich in diesem Jahr wahrscheinlich noch unter

  2. Früher war alles besser- da gab es im Vorfeld der Buchmesse überall Buchmesse Specials und man hatte eine Menge zu lesen über die Buchmesse und den Büchern die da sind – heute scheint keiner mehr richtig was zu machen 🙁

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