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Laura Kneidl über Impress: »Ich will die Kontrolle nicht abgeben«

Laura Kneidl
Laura Kneidl (Foto: Larissa Kneidl)

Der 21. September 2013 ist ein Tag, den ich nicht vergessen werde. Nachdem mein Manuskript »Light & Darkness« monatelang auf der Reise war, hatte es endlich ein Zuhause gefunden – bei Impress, dem digitalen Imprint des Carlsen Verlags.

Die Autorin Laura Kneidl berichtet über ihre digitalen Verlagserfahrungen.

Cover: Light & Darkness

Laura Kneidl

1990 geboren, wuchs in der Nähe von Erlangen auf. Heute studiert sie an der Hochschule der Medien in Stuttgart »Bibliotheks- und Informationsmanagement«. Inspiriert von zahlreichen Fantasyromanen begann sie 2009 an ihrem ersten eigenen Projekt zu schreiben. Neben dem Verfassen von Romanen gilt ihr Interesse dem Lesen und Rezensieren solcher, weshalb sie einen eigenen Bücherblog betreibt. Seit Anfang 2013 ist sie Mitbegründerin des Schreibwahnsinns, einer Gruppe möwenverrückter Autoren, die gerne über das Schreiben schnattern.

Impress wurde Anfang 2013 gegründet und veröffentlicht seit August 2013 monatlich ein digitales Programm. Dabei werden die E-Book-Preise dem Selbstverlegermarkt angepasst, wobei die traditionellen Leistungen eines Buchverlags nicht verloren gehen sollen. So bietet Impress seinen Autoren ein professionelles Coverdesign, Lektorat, Korrektorat sowie Marketing.

Es erscheint einem wie ein Rundum-sorglos-Paket, das dazu verführt, sich zurückzulehnen und den Verlag alles regeln zu lassen. Doch der Markt schläft nicht, die Selbstverleger erst recht nicht, und gerade die meist jungen Leser schätzen den Kontakt zu Autoren, die sich nicht komplett hinter einem Verlag verstecken. Ich kann dies nur bestätigen, denn ich bin selbst eine solche Leserin und bis vor kurzem auch Bloggerin. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ich zu jenen Autoren gehören möchte, die greifbar sind.

Ich will mich nicht aus dem Netz zurückziehen, mich zurücklehnen und meine Romane schreiben. Ich will die Kontrolle nicht abgeben und mich hinter meinem Verlag verstecken. Und das will dieser auch gar nicht, denn Impress stellt seinen Autoren eine FanLounge zur Verfügung. Eine Art Blog, auf dem sich der Autor mit seinen Lesern austauschen kann. Doch das war mir nicht genug, weshalb ich für mein Debüt »Light & Darkness« eine Blogtour geplant habe.

Das bedeutet, dass mein Roman mehrere Tage durch Bücherblogs »getourt« ist, und jeden Tag auf einen anderen Blog, auf eine andere Art und Weise, vorgestellt wurde. Selbstständig habe ich sieben Blogger ausgewählt, mit denen ich gemeinsam die Inhalte der Tour erarbeitet habe. Dabei haben wir besonders darauf geachtet, dass sich die Inhalte von denen der typischen Blogtouren abheben. So gab es beispielsweise ein Puzzle zu einer Szene, das von Barbara Utzinger illustriert wurde, oder eine Videolesung von der Bloggerin Lisa. Dies zu organisieren war natürlich zeitaufwendig, aber es hat sich gelohnt. Bereits in den ersten Tagen haben sich die Bemühungen in den Verkaufszahlen widergespiegelt ebenso wie in den Nachrichten, die mich über Facebook, Twitter & Co. erreicht haben.

Natürlich hat dieser enge Kontakt zu den Lesern auch seine Schattenseiten, denn man wird sehr direkt auch mit negativer Kritik konfrontiert. Das hat mich jedoch nicht davon abgehalten, für meinen zweiten Roman »Elemente der Schattenwelt: Blood & Gold« ein weiteres Mal meine Schreib-Zeit zu opfern, um etwas Marketing in eigener Regie zu betreiben. Doch nur ein paar Monate nach »Light & Darkness« überfluteten plötzlich ganze Massen an Blogtouren das Netz und werden – bis auf ein paar Ausnahmen – heute kaum mehr wahrgenommen, denn sie lauern an jeder Ecke. Deshalb habe ich mich dafür entschieden , eine Post-Aktion durchzuführen. In einer Zeit, in der jeder 100 E-Mails am Tag bekommt und kaum mehr Briefe, war dies genau das Richtige, um Aufmerksamkeit zu erzielen.

Ich habe mir die Adressen von 70 Bloggern besorgt – meist im Geheimen aus dem Impressum, eine mühselige Arbeit – und ihnen einen mysteriösen roten Brief geschickt, mit einem Schreiben, dem ein Lesezeichen sowie ein Aufkleber und ein Button, der als eine Art Abzeichen fungierte, beilagen. In dem Schreiben stand, dass der jeweilige Blogger zum Hunter erwählt wurde. Einem Jäger, dazu bestimmt, die Kreaturen der Nacht aus meinem neuen Roman zu jagen. Und dass sie dies nur tun können, indem sie meinen Roman auf ihrem Blog vorstellen.

Der Rücklauf kann sich sehen lassen: Von 70 Bloggern haben 55 einen Beitrag über mein Buch verfasst und sich dabei mehr Mühe gegeben, als ich erwartet hätte! Ich bezweifle stark, dass diese 55 Leute meinem Roman auch nach einer E-Mail so viel Beachtung geschenkt hätten, auch wenn das für mich wesentlich bequemer gewesen wäre.

Ob sich diese Aktion für »Blood & Gold« gelohnt hat, steht noch in den Sternen, denn Verkaufszahlen und Leser kommen nur selten über Nacht. Für »Light & Darkness« war es den Aufwand wert, denn vom ehemals rein digitalen Impress hat es seinen Weg ins Impress Taschenbuch geschafft. Aber auch ohne diese »Beförderung« ins Print möchte ich den Kontakt zu meinen Lesern nicht missen. Er ist motivierend, treibt mich an und hilft mir, die Zeit zu überstehen, wenn meine eigenen Charaktere versuchen, mich in den Wahnsinn zu treiben!

Laura Kneidl

Laura Kneidl: Light & Darkness. Taschenbuch. 2015. Carlsen. ISBN/EAN: 9783551314956
Laura Kneidl: Light & Darkness: Fantasy-Liebesroman, in dem eine Wächterin zwischen ihren verbotenen Gefühlen für einen Dämon und dem Gesetz steht. Kindle Ausgabe. 2013. Impress. 3,99 €  » Herunterladen bei amazon.de Anzeige

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1 Kommentar

  1. “und?” ist mir nicht genug!
    Es ist praktisch BuchBlogern ein gefundenes Fressen hinzuwerfen, die brauchen ja auch neue Beiträge für ihren Blog, dass die BlogLeser was zu lesen haben. Von daher ist die Ablehnung von BuchBlogern wohl eher klein.
    Was ich nicht glaube ist, dass man auf das Buch aufmerksam machen muss, denn es liegt im digitalen Regal des Onlineshops und da wird es gefunden, angeschaut, mental angekratzt, und wenn alle drei Vorgänge positiv auf das Hirn gewirkt haben, gekauft.
    Ich für meinen Teil finde es stressig, wenn jeder nur noch Werbung macht. Anders als im Blog vorstellen, wäre die Kritik, oder Rezi, wie man heute sagt. Das bringt einen Mehrwert, was anscheinend nicht nur viele Selfpublischer scheuen, denn in diesen Buchblogs bekommt man auch mehr Vorstellungen als Meinungen zum Buch. Bezahlte Werbung durch Verlage?

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