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Klaus Kastberger ist beliebtester Bachmannpreis-Juror 2015 – Aufsteiger Juri Steiner auf Platz 2

Klaus Kastberger
Bachmannpreis-Juror Klaus Kastberger

Von 0 auf 1: Klaus Kastberger ist der beliebteste Bachmann-Juror 2015. Der Literaturkritiker und Leiter des Literaturhauses Graz belegte bei unserer nicht repräsentativen Abstimmung Platz 1 in der Publikumsgunst. Kastberger ist in diesem Jahr das erste Mal Mitglied der Literaturpreis-Jury.

Eine Überraschung könnte für einige Platz 2 sein: Juri Steiner – im letzten Jahr noch auf dem letzten Platz – ist der Aufsteiger des Jahres.

Vielleicht profitierte Juri Steiner von der Neuzusammensetzung der Jury, die in diesem Jahr mit Klaus Kastberger, Sandra Kegel und Stefan Gmünder drei Neuzugänge hatte. Vielleicht ist es aber auch die souveränere und humorvollere Art, die Steiner im dritten Jahr seiner Jury-Tätigkeit zeigte. Ein Gespräch mit Juri Steiner ist in Folge 5 unseres Video-Podcasts zu sehen. Daniela Strigl, die im letzten Jahr zur beliebtesten Jurorin gekürt wurde, war 2015 leider nicht mehr mit dabei.

So sehr Klaus Kastberger als Neu-Juror das Publikum überzeugte, so wenig gut schnitten seine beiden anderen Neu-Kollegen ab: Sandra Kegel und Stefan Gmünder bilden das Ranking-Schlusslicht.

Der neue Jury-Vorsitzende Hubert Winkels konnte von seiner neuen Position nicht profitieren und blieb im Wertungsmittelfeld.

Wie angekündigt werden die genauen Zahlen und Prozentwerte der Abstimmung nicht veröffentlicht. Aus dem Tenor der eingegangenen Begründungen haben wir jeweils einen kurzen Text zu jedem Juror zusammengestellt. Wir danken allen, die an der Abstimmung teilgenommen und so großartige Begründungen geliefert haben!

Zudem muss wie im Vorjahr betont werden, dass es kein Jury-Mitglied gab, für das überhaupt keine Stimmen abgegeben wurden.

Ein Interview mit Klaus Kastberger wird in Folge 7 unseres Bachmannpreis-Videopodcast zu sehen sein. Nachtrag: Das Video und Interview ist nun online.

1. Platz: Klaus Kastberger

Klaus Kastberger vertritt gut argumentierte Positionen und macht dies unterhaltsam. Sehr sympathisch, wie er den Texten mit vielen normalen Worten begegnet, anstatt geschwollene Formulierungen vom Papier abzulesen. Er wirkt echt. Seine Urteile sind gut begründet und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Ihm fällt Essentielles oder das Gegenteil auf.

Kastberger scheint die interessanteste Herangehensweise zu haben, Texte zu besprechen und zu verstehen. Zudem öffnet er die Diskussionen öfters in besondere, positiv überraschende Richtungen. Frischer Wind in der Jury mit einem Hauch von Popkultur. Hat Twitter!

Sympathisch, sachlich und ganz wichtig: profilneurosenfrei. Er ist polemisch, streitlustig aber gleichzeitig ungeheuer kenntnisreich. Selbst wo er irrt, bleibt er interessant. Endlich wieder ein wortgewandter, grantelnder Österreicher, der auch die Interaktion mit anderen Jury-Mitgliedern sucht, anstatt immer nur autark seine Meinung abzugeben. Und meist hat er interessante Denkanstöße. Eine echte Bereicherung!

Weil er in sehr nonchalanter lässiger Art zurückgelehnt mit offenen Hemd oder T-Shirt dem Publikum und dem Volk erklärt, was es mit der Literatur auf sich hat und warum er der bessere Literaturkritiker ist.

2. Platz: Juri Steiner

Ein Schweizer Mann und »liebes Herzi«, dem man die Erfahrung von Liebe , Tod und Wahnsinn nicht unbedingt ansieht, der dennoch literarische Tiefen und Untiefen sowie Berge, Täler und Gipfel mit eigener differenzierter Anschauung zu beleuchten vermag; einer auf den der Funken aus der Dichtung noch überspringt und Feuer legt und gelegentlich Geistesblitze zeugt.

Er hat sich gründlich vorbereitet (Michael-Jackson-Video) und liefert prägnante Definitionen (»Dieser Affe ist ein Affe«), außerdem bleibt er stets freundlich und sieht das Glas eher halb voll. Seine Westschweizer Höflichkeit gegenüber Autoren und Jury ist sehr angenehm. Juri Steiner ist immer fair in seinen Beurteilungen und kann sie auch immer plausibel begründen. Selbst wenn man seine Auffassung nicht teilt, ist sie in sich selbst stimmig. Er ist der Einzige, der immer aus der Perspektive eines »Anwalts« des jeweils besprochenen Autors argumentiert und urteilt.

Juri Steiner erweitert den Zugang zum Text, indem er nicht nur die doch begrenzte literaturwissenschaftliche Sicht, sondern eine sehr souveräne und im Kulturumfeld eingebettete Meinung präsentiert.

3. Platz: Meike Feßmann

Frau Feßmann kehrt immer wieder fundiert zu den literarischen Kriterien zurück und füllt nicht die Zeit mit Inhaltswiederholungen und Kasperei. Sie ist fair und balanciert, sicher in ihrer Textanalyse und kein Rudeltier. Meike Feßmann kann Tiefenstrukturen von Texten feinsinnig in Worten wiedergeben, ist sachlich – ohne auf ihre Gefühlsresonanz zu verzichten.

4. Platz: Hildegard E. Keller

Ihre Beiträge sind wohltuend uneitel, klar und nachvollziehbar. Sie ist überlegt, sachlich und dabei immer auf der Seite der Autoren – ohne jedoch Schwächen eines Texte zu verschweigen. Eine sehr kompetente und korrekte Arbeit, ebenso eine sehr gute Auswahl der vorgeschlagenen Autoren: Dana Grigorjewa und Monique Schwitter. Frau Keller ergänzt, wo andere Juroren Lücken lassen, ohne sich in den Mittelpunkt zu spielen.

5. Platz: Hubert Winkels

Winkels ist freundlich, erfasst den Text am besten und produziert sich nicht selbst. Er ist begeisterungsfähig, überinterpretiert aber nicht. Er fällt gerechte, maßvolle Urteile, ist offen für Neues und als Juryvorsitzender ein guter Vermittler. Dies ist eine sehr zurückhaltende Interpretation des Jury-Vorsitzenden, womit er einen wunderbaren Kontrast zur Eloquenz eines Burkhard Spinnen darstellt.

6. Platz: Sandra Kegel

In der Masse der (neuen) JurorInnen ging sie leider unter, allerdings völlig zu unrecht: Ihre Urteile sind substantiell, sie lässt sich auf jeden Text ein, zielt aber nicht auf billige Pointen oder Wortwitze ab. Dass sie weniger schillert als z. B. Kastberger und Steiner soll ihr nicht zum Nachteil gereichen. Ihr geht es um die Literatur, nicht darum, für Lacher im Publikum zu sorgen.

7. Platz: Stefan Gmünder

Ruhig und klar in seinen Urteilen. Und ein erfreulicher Gegenpol zu Kastbergers Eitelkeitsfuchteleien.

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