BUCHSTABENSUPPE Suppentasse
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Â? ein s Â?
von Simone Beule

es war einmal und ist nicht mehr... so oder so ähnlich beginnen märchen allerorts und jederzeit, so oder so ähnlich könnte auch eine geschichte über einen buchstaben anfangen, wenn ich nur wüsste, welcher mir am meisten behagen oder auch wahlweise unbehagen, zumindest aber anregung bereiten könnte. wenn es um zahlen ginge, wäre es ein leichtes spiel, ich würde vielleicht eine acht wählen, sie ist von oben wie von unten gleich, rund, wenn man sie sachte auf die seite schiebt, wird sie zum zeichen für unendlichkeit, aber einen buchstaben? grübelnd kaue ich an den fingernägeln, eine dumme angewohnheit aus der kindheit, ich bitte um nachsicht, das s vielleicht. schließlich hat es mich seit jeher durchs leben begleitet, ess wie simone, ich vergesse nicht, wie schwer es war, seinen namen früher mit heraushängender zunge langsam auf eine schiefertafel zu kritzeln. und welcher stolz mich erfüllte, wenn das werk vollbracht war und die mutter das resultat mit einem nickenden lächeln betrachtete. ein einfaches s, das wiederum vielseitig ist, stellt es auf den kopf oder lasst es wie es ist, je nach schriftart, und setzt eine kleines pünktchen auf seinen kopf, was passiert? genau, es wird zum abschluss, zum zeichen, zum symbol für eine fragestellung. wenn das keine ehre ist, ein symbol zu sein, das überall auf der ganzen welt verstanden wird. und wenn man zum beispiel nach spanien geht, sieht man, es wird doppelt gehuldigt, als fragezeichen versteht sich. zu beginn kündigt es an, zum schluss des satzes... nun ja, schließt es ab. und siehe da, ich habe meinen buchstaben gefunden, ein rundes, weiches, nach belieben formbares kleines s. so soll es sein.

© 1999 by Simone Beule. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

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