Mein Gummibaum trocknet bald aus, wenn ich ihn nicht giesse. Satz von Robert B., Dürscheid Die Geschichte zum Satz: Ein typischer Fall. Der männliche Primat weiß, was zu tun wäre, er gibt sich die Handlungsanweisung sogar schriftlich, dennoch geschieht nichts. Und so stehen in der Republik tausende verwaiste Gummibäume, lassen die Blätter hängen und verzweifeln an ihren Besitzern. Wie schön wäre es, wieder zu Hause zu sein, denken sie. Da, wo der Gummibaum heimisch ist, in den Werksgärten von Pirelli, in den großen Plantagen von Dunlop, unter den Fittichen kundiger Gärtner, die jedem Baum Trost zusprechen, ihn mit Wasser versorgen, ihm seine Lieblingsmusik vorspielen, und - wenn nötig - die Blätter putzen. Nichts davon bei B. aus D. Da steht der Gummibaum einsam und verursacht nur schlechtes Gewissen, nicht Freude. - Wieviel Freude so ein Gummibaum bringen kann, ist bei katholischen Völkern zu beobachten, die ihn - in Ermangelung einer Fichte - Jahr für Jahr zur Geburt ihres Herrn schmücken, ihn mit Lametta behängen, ihm Kerzen aufstecken und ihn am heiligen Abend zum Mittelpunkt ihrer frohen Gesänge machen. Da reckt er sich, da ist er glücklich, da will er nichts weiter, nur sein. - Ist es nicht so, dass wir alle nichts weiter wollen? - Ein wenig Aufmerksamkeit, eine Geschichte, die vom Himmel fällt dann und wann, selbst, wenn sie von Sonnensplittern durchsetzt nur ein Scherz ist, eine kleine, beruhigende Lüge, um die Leere erträglich zu machen? Die Leere in Dürscheid, in Traismauer, in München, Zürich, St. Pölten, Trier und in all den anderen Orten, in denen der Gummibaum vernachlässigt wird? |