Er hatte ganz still, den Kopf viel zu nah über dem Briefpapier, an seinem Schreibtisch gesessen und an einigen freundlichen Versen anlässlich des Geburtstags seiner über 80jährigen, kränkelnden und immer unleidlicher werdenden Mutter getüftelt, als er einem befremdenden Fiebsgeräusch folgend aufblickte und sie selbst in fast sportlicher Frische mitten auf dem Vorgartenrasenstück entdeckte, auf dem sie starren Blicks wie eine Statue posierte und ihm seinen über alles geliebten blutüberströmten Kater Romeo entgegenhielt als wollte sie damit sagen: Hier, dies Opfer habe ich für dich gebracht. Satz von Siegfried Collas, 50354 Hürth Die Geschichte zum Satz: An vieles gewöhnt, mit allem rechnend, wenngleich entsetzt, öffnete er die Verandatür, trat hinaus und sagte: "Mutter, diesen Vers hab ich, heut für dich geschrieben, hoff' nicht, dass er dich zerbricht, würd dich lieber lieben, aber da du nun hier stehst, will ich's offen sagen, du und deine Mutterschaft, gehn mir auf den Magen, deine Nörgelei seit Jahren, deine Besserwisserei, deine unerhörten Klagen, und dein Wehgeschrei, leg mir nur Romeo hin, meine Julia wirst du nicht, habe anderes im Sinn, bin dein Liebster nicht." Da erbleichte die greise Mutter, ihre sportliche Frische wich wieder dem kränkelnden Gelb, ihr starrer Blick brach, der über alles geliebte Kater Romeo maunzte, wand sich los und rannte zu ihm, während die Mutter wie ein Wahnbild zerstob. |