An einem schönen Juliabend kam der Fremde in unser Dorf. Satz von Robin Kny, 78056 VS-Weigheim Die Geschichte zum Satz: Am nächsten Tag kamen noch zwei. Sie fielen auf. Sie waren anders gekleidet als wir, sie sprachen anders und es hieß, dass man sich vor ihnen in Acht nehmen müsse. Papa schärfte mir ein, einen Bogen zu schlagen, wann immer ich einem begegnete. Ich hielt mich daran. Aber ich ließ sie nicht aus den Augen. Sie fuhren schwere Limousinen, sie kurvten mit quietschenden Reifen durchs Dorf, und obwohl ich das albern fand, wirkten sie furchteinflößend. Ein paar Wochen später hörte ich Papa sagen, die Männer wären gar nicht so schlimm, wie er gedacht hätte, sie hätten ihm sogar ein Angebot gemacht, ein sehr interessantes Angebot. "Was für ein Angebot?", fragte Mama. "Uns von hier fortzubringen." Mama wurde kalkweiß vor Schreck. "Fort?" "Ja", sagte Papa und schrieb mit ausgestreckter Hand merkwürdige Spiralen in die Luft. "In ein anderes Land. Für immer." "Niemals!" "Aber wir werden verhungern, wenn nicht bald etwas geschieht. Oder ihre Kugeln werden uns treffen. Wir müssen es tun!" Mama begann zu weinen. Ich schlüpfte durch die Hintertür aus dem Haus und rannte zum Kirchplatz. Dass Mama so ahnungslos war. Jeder im Dorf wusste doch, dass die Männer Agenten waren. Man gab ihnen Geld und sie brachten einen in ein Land, in dem es Frieden und Arbeit gab. (aus: H. Mensing "Die Reise ins Glück" Kurzgeschichte in: "Du bist nicht wie wir" Anthologie - Wien, Ueberreuter 2001 ISBN 3-8000-2620-2) |