Gero von Büttner: Reisetagebuch USA
September 2001 - Ein Staat erlebt den Terror

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13. September 2001
Buffalo - Niagarafälle

Im Fernsehen wird ein Telefonat zwischen Georg W. Bush mit dem Gouverneur und dem Bürgermeister New Yorks gebracht. Geteilter Bildschirm: links sitzen der Gouverneur und Bürgermeister Giuliani um ein Telefon mit Freisprecheinrichtung, das sie anschauen, rechts der Präsident im Oval Office, stehend hinter seinem Schreibtisch, seine Bewegungen eingeschränkt durch das zu kurze Kabel seines schwarzen Telefons.
     Man lobt sich gegenseitig, wie toll und schnell man in der schwierigen Situation reagiert hat und wie schlimm das doch alles sei.
     Und dann erlebe ich das, wovon ich bislang nur in Berichten und auf Websites gelesen habe: Nach dem Telefonat beantwortet der Präsident Fragen von Journalisten. Es ist unglaublich: er beginnt Sätze, die er grammatikalisch unsinnig beendet, er sucht sekundenlang nach Wörtern und dem, was er sagen will. Er beginnt Aufzählungen von völlig zusammenhanglosen Punkten und benutzt falsche und unpassende Wörter. Der Satz »I'm a loving guy, but I have to do my work« und »this is really real« bleiben mir im Gedächtnis und seine Lieblingsphrase »make no mistake (about it)«, die er verwendet im Sinne von »denken Sie nur nicht, dass«.
     Man muss hoffen, dass dieser Mann wenigstens intelligente Berater hat. Unglaublich, dass solch ein Mann Präsident der USA werden kann.

Maßlose Übertreibungen der Journalisten: »this day will change all our lifes forever«. Dies mag für die Opfer und ihre Angehörigen gelten, vielleicht auch für die New Yorker, deren Skyline sich innerhalb Sekunden geändert hat und auf einmal zum Fußabdruck des Terrors geworden ist. Ansonsten geht das Leben in Amerika normal weiter.

Die Fälle in buntWir fahren die wenigen Kilometer nach Buffalo und zu den Niagarafällen. Buffalo ist eine hässliche Stadt, die in die Stadt Niagara übergeht und die schließlich bei den Fällen endet. Die Fälle selbst sind von einem relativ kleinen Park umgeben, und drüben auf der kanadischen Seite des Niagara-Flusses stehen die Hochhäuser der großen internationalen Hotelketten. Ein 100%ig erschlossenes Naturschauspiel. Allerdings beeindrucken mich die Fälle weniger, als ich vermutet habe, was vielleicht daran liegen mag, dass ich vermutet habe, sie würden mich ungeheuer beeindrucken. Eine ganze Menge Wasser, die relativ weit nach unten fällt. Abends werden sie von gewaltigen Scheinwerfern in wechselnden Farben angestrahlt, was in der Tat hübsch ausschaut.

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