[1] station
nimmt den zug aus der stadt. verlaesst las vegas mit all seinen glitzernden fassaden, lichtern, naechten, cowboys, gluecksspiel. die wueste an diesem heissen sommermorgen. es gibt gross und groesser, unter dampf, und dabei ueber das meer oder immer ratternde schienen entlang, kurz vor oder nach dem entgleisen. zugunfaelle, weichen, signale. stellen sich. so oder so. sitzt da drinn und laesst es geschehn. mit sich. faehrt nicht nach seattle. nicht im kreis. kreist, rattert entlang, hechelt. die letzte barfly auf dem weg nach seattle? leben regt sich unter jedem fels, stein. ueberall. denkmaschine die immer schneller beschleunigt. richtung horizont. hoellentempo. staendige und totale wortwerterschoepfung. hunger und durst. gut dosiert. schlecht getimed und weitab jeglichen fahrplans. hass auf komma oder den punkt? trauer ueber frieden? abwesenheit von gewalt ist weder sieg noch niederlage. nur verlust, verlaesslich. zeit nagt vorwaerts im leben. einsteigen noch bevor der zug abfaehrt. aussteigen wo leben ist. notbremse in der wildnis. freiheit? und wo was essen? warum nicht fliegen, fluegel verloren? brechstangengeraeusche, raeder die auf schienen malen. ewigkeit im takt der musik der schwellen aus holz oder beton. eingebettet auf steiniger trasse. eingeebneter grader weg voller ruecksichtsloser kurven. koffer im gepaeckabteil. nein der hand. wegbereiter nur mit einer zahnbuerste. dem horizont entgegen. schneller doch weiter denn je zuvor. intensives blau, ende der wueste.

[2] zuckerhut
der brave mann wacht auf und stuerzt sein bett den abhang hinunter, samt frau. geht zum kuehlschrank. holt eine flasche perrier raus. schluckt zwei Aspirin. bestreicht eine stulle mit hoellenhundebutter. beisst rein. der geruch von salz stoert seine nase, wie das rauschen des meeres sein ohr. legt eine AC/DC platte auf. faellt einen wunderbaum und stellt ihn auf den tisch. dann verlaesst er die klippen. kommt an einen spielplatz. die kinder bewerfen ihn mit dreck. er wirft zurueck und trifft eines toedlich. jetzt wird der brave mann gejagt. hubschrauber ziehen mit maschinengewehrfeuer graeben links und rechts von dort, wo er langlaueft. die piloten haben jetzt mittagspause. bohren in der Nase. gehen ins cafe.
reissen markige sprueche und frauen auf.
der mann ist wieder frei. geht zu aldi und kauft ein sixpack kronenpils. er im park. vergraebt die leeren dosen. ist ekelhaft.

[3] my funny valentine
und dann ist es wieder soweit. blumenkauftag! fette blumenhaendler machen so viel geld, dass sie noch viel fetter werden. alles voller paare die nicht zueinander passen. die nicht wissen dass sie nicht zueinander passen. die meinen zueinander zu passen. aber wir wissen das besser.
in new york sind 65% aller bewohner singles. ich kann mir nicht vorstellen, dass es dort an auswahl mangelt. die wissen schon warum. sie retten ihre blumenhaendler. fakt ist, mir ist unbekannt das in den letzten jahren ein new yorker blumenhaendler wegen ueberfressen geplatzt waere. hoechstens vor aerger. ueber umsatzeinbusssen. also retten sie sie doch nicht. sie aergern sie. "verhaften sie die ueblichen verdaechtigen!", 65% von 5(?) millionen. so viele zellen gibt es nicht. nichtmal in new york. ausserdem sind die voller crack-dealer und kinderschaender.
singles sind also frei. von dem geld das sie beim blumen- nichtkauf gespart haben gehen sie einen trinken. hoeren chet bakers "my funny valentine" - cd im kneipenhinter- grund. und weil das alles so traurig ist trinken sie gleich fuer doppelt soviel wie sie beim blumennichtkauf gespart haben. gehen auf eine singletanzveranstaltung. allein nach haus. verbrennen briefe aus zeiten wo sie noch nicht allein waren. sonntagmorgen schlafen sie aus. ueber der stadt haengt eine dunstglocke von der asche verbrannter briefe.

© 1999 by Max Well. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.

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