Aus dem Leben gegriffen
von Beate Schrader

Ich fass' es einfach nicht! Mein Blick fällt auf den Nachttisch: Zwei Uhr in der Früh. Noch immer ist er nicht in Sicht, das Bett ist kalt und leer. Ganz leise schleich' ich mich zur Tür, vorsichtig öffne ich sie. Das Knarren und der Lichtschein weisen mir den Weg. Als ob ich ihn nicht kennen würde! Dort sitzt er, gebannt schaut er auf den Schirm, seine Hand liegt auf der Maus. Das darf doch nicht wahr sein! Stundenlang surft er im Internet. Ich kann es immer noch nicht glauben, obwohl ich es doch besser wissen müsste. Jede Nacht das gleiche Spiel! Noch hat er mich nicht bemerkt, fasziniert folgt er den Zeilen. Schlaftrunken drehe ich mich um, schleiche in mein Bett zurück. Keine Chance für mich. Hoffnungsvoll schließe ich die Augen. Vielleicht wird morgen alles anders?

© 1997 by Beate Schrader. Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.


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