Nachlese: Die besten Berichte und unsere Gästegalerie Unsere Beobachtungen von der 52. Frankfurter Buchmesse (18.10.-23.10.2000) - Für einen Text gab es unsere Literatur-Café Tasse |
| Man hat einfach Spaß »Danspaleis« steht in großen Lettern über dem Eingang. Das heißt vermutlich »Tanzpalast«, in welcher Sprache auch immer. Doch hier wird nicht getanzt, sondern gelesen. Schließlich sind wir auf der Buchmesse. Und der »Tanzpalast« ist ein altes Zirkuszelt, mitten zwischen modernen Gebäuden mit Spiegelfassaden, auf dem Freigelände vor der Messehalle 4. Kinder und Erwachsene sitzen bunt gemischt in der Manege. Es ist Samstagmittag, 12 Uhr 30: Kinderlesestunde. Drei Autoren sitzen auf dem Podest, lesen aus ihren Kinderbüchern, ernten Lacher aus dem Publikum und stehen der Moderatorin danach Rede und Antwort. Der Mann am Mischpult kämpft zwar mit der Technik, Programmhefte rascheln, Rucksack-Reißverschlüsse werden auf- und zugezogen, aber nach der Hektik in den Hallen »Literatur und Sachbuch« geht es hier erstaunlich gemütlich zu. Man hat einfach Spaß. In diesem Zelt veranstaltet die Ausstellungs- und Messe GmbH zusammen mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels nicht nur Lesungen und musikalische Zwischenspiele, sondern verleiht auch Preise. Zum Beispiel den Wolfgang-Hohlbein-Preis für Nachwuchsautoren im Bereich Jugend-Fantasy. Hohlbein selbst wird laut Programm die Laudatio halten. Der Autor muss im Stress sein, denn keine eineinhalb Stunden vorher wurde er noch von seinen Fans bei seiner Signierstunde am Stand einer Online-Buchhandlung bedrängt. Schichtwechsel - die Kinderlesestunde ist vorbei. Kinder und Eltern wimmeln nach draußen, um sich im Nachbarzelt von den drei Autoren Autogramme zu holen. Noch mehr Besucher strömen ins Zelt und balancieren volle Plastik-Kaffeebecher zu den frei gewordenen Plätzen. Jetzt steht eine Lesung unter dem Motto »Zeit-Zeichen« auf dem Programm. An diesen beiden Publikumstagen haben die Veranstalter jeder Lesung ein Motto verpasst - vom »Mythos Wirklichkeit« über »Sichtweisen« mit Rita Süßmuth und Jutta Ditfurth bis zu den »Rollenspielen«, bei denen Marie-Luise Marjan alias Lindenstraße-Mutter Beimer zu Wort kommt. Und wer gerne Prominente aus der Nähe sieht, wird hier sowieso auf seine Kosten kommen: Nicholas Sparks und Gaby Hauptmann sind mit Extra-Signierstunden angekündigt. Als Josef Haslinger die ersten paar Seiten aus seinem Roman »Das Vaterspiel« liest, überschlägt sich der Lautsprecher. Der Autor beschwert sich beim Tontechniker. Das Publikum rührt ungestört in den Kaffeetassen. »Literatur live erleben«, verspricht das Lesezelt-Programm. Und es hält diese Versprechung. |
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