Die Kapitel


Vorwort der Autoren

�Ich liebe den Kummer�
Eine Alternative von Klaus Strube

Teil 1
17.10.1998/08:00
Teil 2
17.10.1998/21:15
Teil 3
18.10.1998/14:15
Teil 4
18.10.1998/23:45
Teil 5
19.10.1998/13:30
Teil 5 (alternativ)
19.10.1998/13:30
Teil 6
19.10.1998/24:00
Teil 7
20.10.1998/16:30
Teil 8
20.10.1998/23:00
Teil 9
21.10.1998/07:06
Teil 10
22.10.1998/00:30

Nachwort der Autoren

Frame ein/aus

 Inselflucht - Ein fiktiver Online-Roman in der realen Welt
Muschel Verschicken Sie Elektropostkarten Edition »Inselflucht«
Muschel Lesen Sie die Kommentare der Leser

Teil 1 - Nach Stuttgart

GummistiefelLiebeskummer hatte mich schon immer auf Nordseeinseln getrieben. Warum eigentlich?
     Damals war es Spiekeroog. Im Aprilregen wanderte ich am nächtlichen Strand entlang und fühlte mich wie der junge Werther. Es ist lange her, und damals war die erste große Liebe zu Ende gegangen. Und jetzt?
     »Du siehst doch auch, dass es keinen Sinn mehr hat«, hatte sie gesagt, nachdem ich schon längere Zeit gesehen, dass es keinen Sinn mehr hatte. Wir stritten uns allzu oft und über Kleinigkeiten. Vor vier Wochen war sie ausgezogen. Den ständig grinsenden Umzugshelfer kannte ich noch nicht. "Das ist Klaus." Mehr wurde mir nicht verraten.
     Ich hielt mich gut, half ihr sogar beim Umzug. Ob Klaus ihr schon die Lampen an die Decke geschraubt hat? Oder waren andere Dinge wichtiger?
     Ich stürzte mich auf die Arbeit, machte Überstunden, nur um die Zeit, die ich jetzt in der Wohnung allein war, so kurz wie möglich werden zu lassen. Irgendwann war’s dann doch so weit, und die Decke drohte mir auf den Kopf zu fallen. Jetzt liegen ein Wochenende und drei Urlaubstage vor mir. Vielleicht war es doch der Wunsch, mich nochmals wie der junge Werther zu fühlen oder einfach nur herauszukommen aus der schwäbischen Provinz und an einem Ort zu sein, wo der Horizont etwas weiter entfernt ist.
     Wie zufällig kam natürlich wieder Herr Schneider aus seiner Wohnung als ich mit meiner Reisetasche kurz nach sieben durch den Hausflur wanderte. »Oh, Sie verreisen!« stellte er fest. Und das war keine Frage. »Ja, für ein paar Tage«, entgegnete ich knapp und täuschte große Eile vor, um jeder weiteren Frage aus dem Weg zu gehen. In meinem Rücken fühlte ich seinen »Ich habs ja schon immer gewusst«-Blick.
     Die Straßen nach Stuttgart waren an diesem Samstagmorgen frei. Ich stellte meinen Wagen in der Tiefgarage unter dem Hauptbahnhof ab. Ganz Stuttgart scheint unterkellert. Allerdings sehe ich vor meinem geistigen Auge die gewaltigen Hallen immer angefüllt mit schutzsuchenden Menschen, wenn im Katastrophenfall alles zu Bunkern geworden ist.
     Es ist kurz nach acht, als ich die Halle des Bahnhofs betrete. Mein Zug geht um 8:51 Uhr. Vor mir liegen neun Stunden Bahn- und Schiffsfahrt. Eine Menge Zeit, um über vieles nachzudenken. Doch zuerst werde ich im Speisewagen frühstücken. Irgendwer hat einmal gesagt, dass das Bordrestaurant das einzig Literarische am ICE sei. Es wird sich zeigen.

Anmerkung der Autoren: Eine Reaktion eingebaut.

zurückhomeweiter

© 1998 by Wolfgang Tischer und Gero von Büttner.
Unerlaubte Vervielfältigung oder Weitergabe - gleich welcher Art - verboten.