Die Kapitel


Vorwort der Autoren

»Ich liebe den Kummer«
Eine Alternative von Klaus Strube

Teil 1
17.10.1998/08:00
Teil 2
17.10.1998/21:15
Teil 3
18.10.1998/14:15
Teil 4
18.10.1998/23:45
Teil 5
19.10.1998/13:30
Teil 5 (alternativ)
19.10.1998/13:30
Teil 6
19.10.1998/24:00
Teil 7
20.10.1998/16:30
Teil 8
20.10.1998/23:00
Teil 9
21.10.1998/07:06
Teil 10
22.10.1998/00:30

Nachwort der Autoren

Frame ein/aus

 Inselflucht - Ein fiktiver Online-Roman in der realen Welt
Die Reaktionen auf unsere Geschichte:

Geniesst den schwarzen Tee und stürmische Tage!
     Andreas Bergmann, 14.10.1998

wer aufgrund von liebeskummer an die see fährt, ist damit gut beraten. der entschluss war sehr gut. ein treffen mit trostflüsterern tut der sache sicher auch gut. ich denke, der aufenthalt auf der insel wird die wende und klärung bringen. doch wie??? und erst noch die spannende bahnfahrt ...! gut, dass ihr ab hannover nicht mit dem ice fahrt. ansonsten denke ich an verfilmungen, in denen eine bahnfahrt (durch nacht und regen versteht sich, oder auch mit stopp wegen schneewehe) zur entscheidung verhalf. nur welche entscheidung? und ... für was? ein treffen in hannover auf dem bahnsteig 10 am wagen 6 und platz 63 ist sicher hilfreich. für wen? ich will versuchen, dort zu sein - also wenn ich nicht verpenne wegen .., na ja, es ist halt sonntagmorgen. ich will mich überraschen lassen. viele grüße und gute fahrt / jo
     jo r kenklies, 15.10.1998

hi, ihr reisenden, ich sehe gerade, dass der 17. ein sonnabend ist. ich meine natürlich dann in der vorigen mail den samstag. das verschlimmert die sache, weil ich meist um die zeit auf dem flohmarkt bin zum schnuppern und so. und der platz 61 ist es natürlich anstatt 63. na ja, es ist schon spät! also: hoffentlich bleibt mir am samstag zeit. ciao! jo'
     jork, 15.10.1998

Hallo Herr Tischer, hallo Herr Büttner, ich bin angenehm überrascht von Ihrem Vorhaben. Bin gespannt auf den ersten Abschnitt.
Mit freundlichen Grüßen von dem größten Langeoog-Fan

     Stefan Hohmann (Herausgeber der CD-ROM "Langeoog multimedial"), 17.10.1998

Nein, das Bordcafe ist nicht das einzig Literarische am bzw. im Zug.
     Der Lokomotivführer hat nämlich einen Krimi in seiner Brotzeittasche, den er unbedingt zu Ende lesen will. Er wird also auf offener Strecke kurz anhalten, um bis zum nächsten Komma weiterzulesen.

     Thello, 17.10.1998

Zugfahrbekanntschaften sind immer wunderschön verbindlich unverbindlich. Suchst du dir nicht sogar bei der Wahl des Abteils den Menschen aus, mit dem du reisen willst, in der Hoffnung ein nettes Gespräch führen zu können.
     Manchmal setze ich mich bewusst in ein leeres Abteil, weil ich dort meine Ruhe habe. Insgeheim jedoch hoffe ich, dass sich ein nettes hübsches Wesen dazusetzt, doch das will ich mir nicht eingestehen. Lieber soll das Schicksal entscheiden.
Meistens waren es ausgesprochen spannende Begegnungen. Züge besänftigen die Vorsehung. Kurz und gut: Eine Zugbekannschaft muss her!

     Claus Schneider, 17.10.1998

Vielleicht könnte ihr die 0:6-Niederlage der Stuttgarter Kickers am Freitagabend beim KSC mit einbauen. Der Trainer Paul Linz dürfte sich wie ein verlassener Mann gefühlt haben nach dieser Schlappe. Liebesleid und Fußballfrust - das passt doch irgendwie zusammen.
     Mike Bartel, 17.10.1998

Die Romanfigur muss sich in der "Otzumer Balje" mit Marion Voß, Linda Mickoleit und Els Sanders beim Bierchen treffen, und zwar nach Möglichkeit mit allen dreien gleichzeitig. Nur so kann die Flucht Inspiration gewinnen. Fragt einfach mal in der "Balje" an!
     Rolf Meyer, 17.10.1998

Ich denke, der junge Mann kann dann am meisten lernen und für sein eigenes Leben profitieren, wenn es ihm gelingt, auf der Insel den Blick von sich selbst zu lösen und zu erkenne, wo er anderen Menschen helfen kann. Z.B. könnte er die Bekanntschaft mit einer kinderreichen Familie machen, die Hilfe benötigen, da ihr Auto zu klein und nun auch noch kaputt ist. Oder er könnte eine allein erziehende Mutter treffen, die er erst oberflächlich bemitleidet, dann aber im nähreren Kontakt merkt, was diese Frau alles leistet und dabei es noch schafft, "ganz normal" zu bleiben.
     Susanne Lütticke, 17.10.1998

Ich weiß nicht woran es liegt. Nachdem ich mit den allergrößten Erwartungen an ein spannendes Konzept, den Text eines Onlineromanes, per Drag and Drop in ein Notepadfenster kopiert hatte, fing ich an zu lesen. Liebeskummer, der erste Aufhänger des Textes war auch mir nicht femd. Doch je weiter ich las umso mehr fielen mir die Kissen an meinem Monitor auf. Das könnte an dem Kontrast dieses perfekt geschriebenen Werkes zum unperfekt bildschirmgeometrisch austarierten Monitor gelegen haben. Auf jedenfall machte ich mich daran die Einstellungen neu zu justieren. Ich träumte, wie immer bei dieser Tätigkeit, davon, dass ein hübsches, junges Mädchen in mein stilvoll neu renoviertes Zimmer treten und mir die perfekten Einstellungen sagen könnte. Leider blieb auch diesmal dieser Traum unerfüllt. Stattdessen las ich von alten Damen, die sich mit abschweifenden Jungmachbendeln an den Brillen, über Plattitüden unterhielten. Offensichtlich war der im Groschenromanstil geschriebene Text für diese Zielgruppe gedacht. Nur möchte ich wissen welche Groschenromanleserin einen Internetzugang besitzt. Überhaupt drängte sich mir die Frage auf was das sollte. Dass die Autoren eines solchen Geschreibsels auf diese Weise nach einem Verleger suchten, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich hatte zwar noch nie einen Trivialroman gelesen, aber das jemand so etwas verlegen könnte erschien mir unmöglich. Es scheint aber tatsächlich Menschen zu geben, die ihre Lebenszeit mit dem Schreiben bzw. Lesen solcher Literatur verschwenden. Ich hatte mich über das Nachdenken über diese Banalitäten erhitzt. Wo kam nur dieser Ärger her. Hatte ich an diesem Samstagabend nichts besseres zu tun, als mich maßlos über eine solche Trivialität aufzuregen. Vielleicht war der Text nur eine gut durchdachte Masche des Schreibers, eine Frau kennezulernen. Immerhin hatte er ja Liebeskummer.
Das ganze hilft mir nicht besonders. Ich hoffe blos das der Autor noch zu mehr als diesen trivialen Ergüssen fähig ist. Ihnen also ein schönes leben und einen schönen Tod.

     Benjamin Sisko, 18.10.1998

Anmerkung der Autoren: Hallo Herr Sisko. Wir werden Sie und alle, die von unserem Projekt tatsächlich Hochgeistiges erwarten, auch in den nächsten Tagen bitter enttäuschen. Dieses Projekt ist nicht darauf angelegt, dass daraus der wegweisende Roman der 90er-Jahre entsteht. Wenn Sie uns Trivialität, so müssen wir Ihnen ob Ihrer Erwartungen Naivität vorwerfen :-)

Also ich bin absolut dagegen, dass unser Held um diese Jahreszeit tatsächlich auf so ner nordseeinsel landet, wie wärs mit mit falschen Anschluss, richtung süden -- Kreta oder so ne schöne Herbstferien insel wären einfach schick.
der held könnte einschlafen oder eine Veronal nehmen, oder eine andere Frau kennen lernen, mit der er schönere ziele als Spiekerog langerog o. Ä.. verfolgt

     d.tafferner, 18.10.1998

Mir ist natürlich nicht ganz klar, ob liebesbekümmerte Norbert B. schon erfahren hat, was wir hier bereits wissen, und falls ja, ob er eigentlich über dieses oder das berichten darf.
     Darf er? Ich weiß es nicht.
     Mir jedenfalls ist Folgendes zu Ohren gekommen: Heute (Sonnabend-) nachmittag bei einem weiteren Zughalt auf offener Strecke - man sollte besser nicht darüber berichten - wurde ein Dossier einer liebenswerten Kleinagentur aus der Region hereingereicht. Darin hieß es u.a.:
     Immer wieder kann man von jenen ungereimten Vorkommnissen lesen, die in der Lüneburger oder auch der gesamten Nordwestdeutschen Heide grassieren. Es ist gar nicht lange her. Im Zug nach Wilhelmshaven, zufällig auf der selben Strecke wie unser Protagonist sie nehmen wird bzw. sie bereits hinter sich gebracht hat (hoffentlich), hat der Zug wieder einmal auf offener Strecke gehalten. Der Himmel verdunkelte sich abartig und die Heide erglühte in violettem Lichte. Dazu läutete die Glockenheide 'auf Teufelkommraus', wie meine kosakisch-grusinische Großmutter es genannt hätte. 'Neon, eindeutig Neon, die Nummer zehn, gleich hinter den fiesen Halos' wie ein bockwurstmalmender Abteilbeisasse lakonstatierte. Seiner Aussprache nach dürfte er mindestens dreihundert Jahre in Oberhausen-Sterkrade oder wenigstens in Gelsenkirchen oder Bottrop gewohnt haben. (Ob der wohl Ahnung davon hatte, was wirklich abging?!) Der sog. Neonzauber wurde von einem grausen Geheulteppich der blauen Mondschafe unterlegt, die trotz Verbot gegen das gräsige Licht allergisch sein wollten. Doch schon durchbrach das edelgasig-kitschige Einerlei ein - wie konnte es anders sein! - ein schwarzer Reiter. Ein eukalyptischer Reiter in schwarzen Klamotten also, der auf seinem Shetty hockte und einen abgehalfterten Teebeutel schwang. 'Am langen Bande mit Brillantine' versteht sich. Das ehrte ihn zusätzlich - meinte der später Busfahrer in Sande. Jedenfalls der tapfere Zugführer erkannte die Gefahr rechtzeitig. Er fuhr gl eisstracks mit seinem Eisenroß und dessen Beigeordneten eine halbe Soltauer Heidemeile zurück, also eher rückwärts und eigentlich erst damit zurück. Dieser beispiellose Akt rettete den meisten Insassen sowohl als auch den Mitreisenden jenes Zuges das Portemonnaie und u.a. auch noch das sog. Leben bzw. was jene darunter verstanden, denn der Teebeutel war vergiftet und gleichzeitig schnöde bekleckert mit beleidigendem Fliegenleim. Aber das war noch lange nicht das Ende der rasanten Vorstellung jenes unheimlichen 'Ritters der letzten Erhebungen'. Dieser trug an jenem Tage, den er zur Neon-Nacht gemacht hatte, einen türkisenen Köcher bei sich, in welchem er seine persönlichen Labithe aufbewahrte. Diese Labithe waren die allerletzte Festung, die es für ihn zu erobern galt. Er wollte stärker sein. Er selber, der 'Ritter von der labithischen Gestalt', wie er andernorts auch genannt wird, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, eben nicht aufzugeben; denn die kleinen intelligenten Steinchen hatten eigene Ansichten. Und er tat sich immer etwas schwer, es ihnen recht zu machen. Was das jedoch war, verriet auch er nicht. Ob er es wusste?! Man sagt ihnen zudem nach, dass sie sprechen könnten und ihrem Favoriten zu Bestsellerehren gelangen lassen könnten. Aber es bedürfe zur Wirksamkeit stets ihrer drei Gleichgesinnten, denn sie sind demokratisch. Nur ein hartgesottenes Triumphirat von Labithen, ein Labitrith, könne ISDN von ISBN wirklich unterscheiden.
     Das mit dem Aufgeben und so hatte der arme Ritter als ein Dilemma globalen, ja geradezu extragalaktischen Ausmaßes erkannt, welches er nicht zu durchschlagen vermochte - er sagte in diesen Fall leider immer 'durchschlagen', weil er dabei stets von jenen kardanischen Konten träumte -, sodass er letztlich kapitulierte und die Steine, diese wertvollen Labithe, ratzbatz auf die Heide warf. Alle. Und das waren nicht wenige. Die Heide war auch irgendwie sauer deshalb, denn sie war Besseres gewohnt. Das hatte sie nicht verdient, meinte sie. (Sie ahnte leider nichts.) Schließlich blühte n auf ihr Letzte Rosen und die nach ihr benannte Röslein. Auch Königinnen wurden auf ihr gewählt. Aber auch dieses grämte sie schon seit Jahrhunderten, denn immer nur wurde f ü r sie eine Regentin gekürt. Niemals kam sie selber in Betracht. Das war also die blanke Niedertracht in Schnöderingen. Solchermaßen frustriert zieht sie sich seitdem allmählich zurück und überlässt dem Ritter und den Betulae pendula das Revier. Und natürlich den strammen Bauherren, die modellhaft ihre Abschreibungen hudeln. Im übrigen war sie, die Heide, eh nie ganz echt, gehörte nie wirklich hierher. Nur die Labithe liegen noch dort und wollen sich doch so gern finden lassen. Aber nicht von Dahergelaufenen. Doch dazu gibt es eigene Story.

Ach ja, da ist noch eine Restunsicherheit: Im Verzuge der formatierten Schreibrechtung sind sich viele Experten noch immer nicht darüber im klaren, ob es künftig und ultimativ "die" oder "der" Lüneburger Heide heißen soll, nein, heisssen sol - oder wat. Die Bestimmung des Genus' macht wieder einmal Probleme. Dann muss es bald wohl heiszen: Hose runter, Heide! Oder?!

Solches alles Erschröckliche musste Norbert auf seiner Erfahrt durchfahren. Aber er kann sich nun auf der Insel erholen. Schließlich ist er dadurch gereift für sie. Meinte er, wie ich erfahren durfte; denn er vertraute mir an, dass er selber der schwarze Ritter oder Retter oder Rapper (Shetti war auch schwarz) war. Es war alles nur ein Traum, in dem er sich selber begegnet war, wie es in Träumen meistens der Fall ist. Also nun ist wirklich Erholung und Einkehr angesagt. Und der Liebeskummer? Darüber ist noch nachzudenken. Reif für die Dingsda!

Doch auch hier kauern herbe Gefahren hinter Dünen und Deich, die ihn seinen schwarz geränderten blaugrünen Liebeskummer vergessen lassen könnten. Warten wir's ab. Immerhin hatte er sich vorgenommen, wieder seine euroweit gefürchteten Liebesgedichte zu schreiben, um endlich den vierten Lyrikband mit dem einfühlsam küstenadaptierten Titel "Sand oder Liebe im Getriebe" zu veröffent lichen - noch rechtzeitig, bevor auch er in schildkrötenhafter Humorlosigkeit elend versinkt.

Alles Gute, lieber Nobert B. aus S.

jork, 18.10.1998

Norbert, du hast Recht damit gehabt, zu deiner herrlichen nördlichen Insel zu reisen, es ist Zeit, es ist nur fraglich, ob du deine Insel erreichst, ob du dort das Verlorene finden würdest, ob dort noch die Natur jung, ohne Schmuck, ohne Floskeln unseres hässlichen Lebens lebt, und doch ist es nicht wichtig, ob du ankommst oder nicht, der Weg ist das Ziel, unterwegs ist der Sinn. Es ist Zeit zu gehen, auf Reisen, das verdanken wir deinem Liebeskummer, dem Schmerz, dem Übel, all das was deine Seele bangt. Vielleicht, Freund, ohne die dunkle Nacht, ohne die hässliche Mauer, wüsstet ihr nie des Herzens Freude für das neue Licht. Los geht es! Ich bin bei dir, und wenn es dunkel und kalt wird, und du sehnst dich nach der Wärme einer vergangenen, verwelkten Liebe, dann hoffe ich, dass meine folgenden Worte dir ein bisschen Trost schinken.

an unserem alten tisch

an unserm alten tisch
beine sehnen sich
nach der beine wärme
unter unserm alten tisch
an dem wir nun nicht sitzen

ein verwelktes lächeln
versucht sich vor dem abgrund zu retten
augen segeln ins nirgendwoland
suchen wissen-sie-nicht-was
und wir melken die leere

der witz scheint matt
zerbricht wie das glas
am boden liegt eine leiche
und die ernsten mumifizierten gesichter
schenken einem ein ihre volle ignoranz

die wege beeilen sich
züge kommen und gehen
und wir sitzen immer noch
doch bald
müssen wir auch gehen

Abbas Amin, Regensburg 19.10.1998

Es wird doch alles gut oder? Die Romanfigur ist doch ein vernünftiger Mensch, bitte schick sie nicht ins Wasser.
     Wie wäre es mit einem einsamen Strandkorb, oder nach dem fünften Korn an der Theke. Toll wäre doch auch beim bauen einer Sandburg, oder natürlich beim Drachen (nicht die Freundin) steigen lassen.

     Georg und Dieter, 19.10.1998

Erholung auf einer Nordseeinsel ist immer gut, vor allem bei Liebeskummer. Aber andererseits kann die Einsamkeit ja auch dazu führen, dass Norbert nicht etwa zur Ruhe kommt und seine Verflossene mit mehr Abstand betrachtet, nein, es könnte durchaus passieren, dass er jetzt erst recht in Trauer und Gram über ihren Verlust verfällt! Denn wer einsam ist, kommt auf die merkwürdigsten Gedanken. Schon der Traum von den Kühen weist darauf hin, dass seine Gedanken seltsame Wege gehen. Und immer wieder denkt er an sie. Meines Erachtens wäre es gut für ihn, die Bekanntschaft anderer Personen zu machen. Ob ihm nun der ortsansässige Milchbauer beweist, dass Kühe wirklich ungefährlich sind oder eines der Inselkinder ihm die Schönheit der Natur zeigt - und sich natürlich gerne im Gegenzug Geschichten aus dem Süden des Landes erzählen lässt - ist eigentlich egal, hauptsache, Norbert hat jemandem, der ihm ein offenes Ohr leiht!
     Ich wünsche ihm viel Spaß und Erfolg auf der Insel! Und wenn er mich kennen lernen will, schlage ich auf der Rückfahrt einen Umweg über Kiel vor...
     Weiterhin viel Spaß wünscht

     Susanne Bloos aus Kiel, 19.10.1998

Wer jemals auf Langeoog versucht hat Rad zu fahren, weiß dass die steife Brise für ziemliche Probleme beim Vorankommen sorgen kann. Also abgestiegen und geschoben. Und dann fing es auch noch an zu regnen. Weit und breit war kein Haus zu sehen. Nur eine kleine Scheune, in die sich der Held retten konnte, bevor er völlig durchnässt wurde. Drinnen angekommen, bemerkt er, dass er nicht der Einzige ist, der sich hier vor dem Wolkenbruch in Sicherheit gebracht hat. Eine Familie mit zwei sowie eine Frau haben ebenfalls sich und ihre Räder in die Scheun retten können.
     Frank Roth, 19.10.1998

Unser Liebeskümmerling soll sich noch eine Woche gedulden, dann habe ich Urlaub und werde ihm sofort hinterherreisen. Vielleicht kann ich ihn etwas aufmumntern.
     Claus Schneider, 19.10.1998

Gegen Liebeskummer beim Zugfahren kenne ich nur ein probates Mittel: ein Hörspiel hören. Am besten eins übers Zugfahren. Vielleicht hat der Autor bei der Rückfahrt Lust? Hier wäre eins.
     Joachim Vögele, 19.10.1998

Ich finde, dass unser Held einen überrachenden Besuch seiner Liebsten erhält und sich DAS Angebot von Langeoog, ein Hochzeitsarrangement nicht entgehen laesst.
     Monika Haug (Spitzname Praktikantin), 20.10.1998

Ich vermisse ein wenig die Klärung der Schuldfrage über das Scheitern der Beziehung, obwohl ich natürlich weiß, dass es in Liebesangelegenheiten keine Schuld gibt, sondern nur Gründe dafür, warum etwas so oder eben anders gekommen ist. Doch zumindest ein paar dieser Gründe wären vielleicht für die Allgemeinheit von größerem Interesse. Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass sie seine fanatische Vergötterung von Tori Amos einfach nicht mehr länger ertragen konnte. Diese astmathische Luftröhrenakrobatin konnte sie noch nie ausstehen. Wie die sich immer beim Singen anstellt, einfach unmöglich. Selbst das übergöttliche "Northern Lad", das ihm jetzt bei den endlosen Spaziergängen pausenlos im Ohr hängt (von der letzten CD "From the Chiorgirl Hotel"), konnte sie nicht mehr umstimmen. Diesbezüglich fährt sie natürlich mit dem Seichtsülzenfetischist Klaus (wirklich sehr geschickt als Umzugshelfer getarnt!) um einiges besser. Ich brauch wohl nicht extra zu erwähnen, dass das etwas zaghafte weibliche Wesen vom Regenunterstand ihn ganz gewaltig an "seine" Tori Amos erinnert und dass damit weitere Albträume (wie wär's denn diesmal mit zutraulichen Haien in der Badewanne, die schwer zugängliche Pusteln am Rücken wegschrubben!?) vorprogrammiert sind. Das ist doch ein Zeichen! Bin mal gespannt, wie das alles weitergeht ... (ratet mal, welches Lied gerade meine Hirnwindungen sanft massiert!?)
     Werner Caspar, 20.10.1998

Sie hat schwarze Haare, blaue Augen, schlank und trotzdem Busen ist slavischer Herkunft und sammelt hier Auslanserfahrung
     Frank Fior, 20.10.1998

Inselflucht erscheint mir immer zweideutiger! Zum einen die Flucht auf diese Insel aufgrund einer (vielleicht) gescheiterten Beziehung, zum anderen die Flucht von einer Insel aufgrund von Einsamkeit, Langeweile oder aus der doch nicht vorhandenen literarischen Fähigkeit.
     Auf einmal stellt sich heraus, dass die Autoren unseren Helden wieder (!) treffen können, warum haben sie Ihn alleine gelassen? Können sie nicht mit ihm telefonieren oder eine E-Mail schicken? Wie können sie so unverantwortlich sein unseren Helden in dieser für ihn sicherlich nicht leichten Situation alleine zu lassen? Mensch Leute lasst diesen Mann nicht wie eine heiße Kartoffel fallen, jetzt wo ihr ihn so ausgequetscht habt. Ein bisschen mehr Verantwortungsbewusstsein ist hier schon angepracht. Ich hoffe wir Leser hören noch von euch.

     Gabi H. , 21.10.1998

Also - etwas eigen ist die Geschichte ja schon.
     Am 17. Oktober war es ziemlich stürmisch - außer dem kalten Nordseewind ist aber in der Geschichte nichts davon zu lesen - hat der liebeskränkliche Held vielleicht bei der Marine in Wilhemshaven seine Wehrpflicht verbracht - vielleicht soger auf einem Landungsboot und dort den Umgang mit Seegang gelernt? Dabei dann auch die Inseln kennen gelernt.
     Und jetzt der plötzlich-schnelle Abschied von dieser Insel - obwohl die Geschichte so hoffnungsfroh mit der Saisonfrühstücksbuffetschaffenden eine (die übliche??) Wende zu nehmen schien - und kein erkennbarer Grund für diesen plötzlichen Aufbruch. Denkbar wäre ja ein Reiseruf über den DLF "Herr B., alleinreisender Liebeskümmler auf Langeoog, wird gebeten, sofort seinen Vermieter in Stuttgart anzurufen; die Waschmaschine tropft durch die Decke" oder so...
     Tja - und nu? Bleibt also nur eine Zugbegleiterin, die ihm die Fahrkarte so gekonnt abstempelt und den Zug einfach auf freier Strecke halten lässt - oder???

     Hans-Georg Dinglinger, 21.10.1998

Mein Vorschlag:
Zurueck in seiner Wohnung, wird der Held der Geschichte bereits von zwei Besuchern erwartet. Es sind W.T. und G.v.B., seine Autoren, die ihn sogleich einem Schwall heftigster Vorwuerfe aussetzen...

     Aiaia, 21.10.1998

Gebt der Romanfigur noch eine Chance. Er muss zurück auf die Insel. Nutzt die Zeit bis zur letzten Sekunde des Schreibens. Baut mehr Spannung ein.
     Willie Benzen, 21.10.1998

Zum verhalten des Protagonisten möchte ich folgendes sagen:
     Als er die Frau beim Regen getroffen hat, hätte er sagen müssen, dass er den 0nlineroman schreibt. Auch wenn ich den Protagonisten von Herzen bemitleide, finde ich es nicht gut, dass hier die Lüge propagiert wird.
     …Nun ist die erste Frage: ob der Mensch, in Fällen, wo er einer Beantwortung mit Ja und Nein nicht ausweichen kann, die Befugnis (das Recht) habe, unwahrhaft zu sein. Die zweite Frage ist: ob er nicht gar verbunden sei, in einer gewissen Aussage, wozu ihn ungerechter Zwang nötigt, unwahrhaft zu sein, um eine ihn bedrohende Missetat zu verüten.
     Wahrhaftigkeit in Aussagen, die man nicht umgehen kann, ist eine Pflicht des Menschen, gegen jeden, es mag ihm oder einem anderen auch noch so großer Nachteil erwachsen; und, ob ich zwar dem, welcher mich ungerechterweise zur Aussage nötigt, nicht Unrecht tue, wenn ich sie verfälsche, so tue ich doch durch eine solche Verfälschung, die darum auch Lüge genannt werden kann, im wesentlichsten Stücke der Pflicht überhaupt Unrecht...
     Die Lüge also, bloß als vorsätzlich unwahre Aussage gegen einen andern Menschen definiert, bedarf nicht des Zusatzes, dass sie einem andern Schaden müsse ... Denn sie schadet jederzeit einem anderen, wenn gleich nicht einem andern Menschen, doch der Menschheit überhaupt, indem sie die Rechtsquelle unbrauchbar macht...
     über ein vermeintes Recht, aus Menschenliebe zu lügen (Immanuel Kant)

     Jake, 22.10.1998

Ich habe den Roman gerade gelesen, ich muss sagen, er gefällt mir - abgesehen vom Schluss! Warum kommt die Frau zurück?? Wer erst aus der gemeinsamen Wohnung auszieht und dann nach Kreta "flieht", schreibt nicht einfach eine Karte, in der er seine Rückkehr bekannt gibt und davon ausgeht, dass der Andere sowieso damit einverstanden ist und alles wieder gut wird! Oder doch?! Nein!! Nicht im "echten" Leben! Jedenfalls ist es mir leider nicht passiert - Ich konnte mich so toll mit eurem Protagonisten identifizieren, abgesehen vom Schluss eben.
     Ansonsten ist die Story aber klasse!

     Andreas Hahn, 26.10.1998

Anmerkung der Autoren: Hallo Herr Hahn! Vielen Dank für das Lob. Ob sie zurückkehrt ist ja noch offen. Vielleicht war der Stimmungsumschwung ja durch das sommerlich warme Wetter in Kreta bedingt. Bei der Rückkehr ins nasskalte Deutschland ist vielleicht alles wieder beim alten. Wer weiß…

Hallo guten Abend, bin leider erst heute auf Eure 'Inselflucht' gestossen - ich kann nur sagen, einfach super, lebendige Literatur fast live. Weiter so !
     Sybille aus KA, 27.10.1998

Naja, eim Schluss war ich erst auch skeptisch, aber wie ihr schon sagt, Frauen und Stimmungen. MIR koennte so ein Schnellschuss jedenfalls auch passieren - und wuerde dann erst danach denken und feststellen, dass es Käse war ...
     sybille , 27.10.1998

Langweilig, langweilig, langweilig - tut mir Leid, aber mehr fällt mir zu dem Stück nicht ein. Nur eine - wahrscheinlich die entscheidende - Frage: Wo ist der Konflikt in "Inselflucht"? Ein Mann hat Liebeskummer - soll das alles sein? Warum nutzen Sie die Möglichkeit zur Interaktion mit den Lesern nicht für mehr (oder überhaupt eine einzige) überraschende Wendungen? Auch in drei oder vier Tagen kann der Held schließlich in dramatische Situationen geraten, oder? Warum tröpfelt alles nur so dahin wie der Regen über Langeog?
     Immerhin - die Idee ist clever! Leider habe ich viel zu spät von der Geschichte erfahren. Beim nächsten Mal werde ich versuchen, mich einzuklinken und Teile von dem beizusteuern, was ich oben angemahnt habe: versprochen ...
     Herzliche Grüße

     Hajo Neu, 30.10.1998

Anmerkung der Autoren: Hallo Herr Neu! Das Projekt verfolgte natürlich einen anderen Ansatz und Ihre Kritik, dass der nun »fertige« Roman sicherlich keine spannungsgeladene Geschichte ist, ist natürlich berechtigt. Und Liebesgeschichten mögen auch nicht jedermans Geschmack sein :-) Der Versuch »Inselflucht« ist aber geglückt, und wir werden das Konzept natürlich beim nächsten Mal verbessern, denn dass es ein »nächstes Mal« geben wird, ist sicher. Wie wir sehen, haben Sie sich in unseren Newsletter eingetragen, sodass Sie auf jeden Fall darüber informiert werden. Wir würden uns freuen, wenn Sie dann aktiv dabei sind!

 

© 1998 by Wolfgang Tischer und Gero von Büttner.
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