CMA - Bestes vom Bauern Das Literatur-Caf� - Der literarische Treffpunkt im Internet
 
<< Vorheriger Beitrag  
Fenster schließen Nächster Beitrag >>
 

Hefeklöße und Heidelbeeren
von Heinz Hallbauer

Zu unseren Großeltern war es nur eine Treppe tiefer. Dies nutzten mein Bruder und ich öfters aus, um dort Mittag zu essen war doch unsere Großmutter eine ausgezeichnete Köchin. Für uns Kinder kochte sie besonders gut und gerne.
So war es auch an diesem Tage, es sollte Hefeklöse und Heidelbeeren geben, unser Leibgericht.
Die Hefeklöse waren schon fertig, unsere Großmutter klopfte auf den Fußboden, daß war das Zeichen für unseren Großvater zum Essen zu kommen.
Die Heidelbeeren wurden damals in Bier- oder Brauseflaschen, die mit einem Bügelverschluß versehen waren, eingeweckt.
Meine Großmutter öffnete die erste Flasche, dabei gab es einen lauten Knall, wie beim öffnen einer Sektflasche und der ganze Inhalt spritzte an die Wand, die erst vor einigen Wochen neu tapeziert wurden war. Wir Kinder waren erschrocken und verkrochen uns in eine Ecke. Im selben Moment betrat unser Großvater die Küche. Er war ein sehr strenger Mann mit Prinzipien, vor allem Sparsamkeit war sein oberstes Gebot.
Mit wütendem Blick auf die beschmutzte Wand werfend, rief er mit barscher Stimme:
„Rikchen, Rikchen was hast du wieder angestellt, du bist ja nicht in der Lage eine Heidelbeerflasche zu öffnen.
Unsere Großmutter wurde immer kleiner, wir Kinder merkten das sie Angst hatte.
„Wer soll das wieder bezahlen", rief er mehr schreiend als sprechend, dabei sah man im seinen ärger an. Er schnaufte vor Wut, dabei dachte er bestimmt an die anfallenden Kosten für die Reparatur.
Er nahm die zweite Flasche und sagte:
„ So nun werde ich dir zeigen wie man so eine Flasche aufmacht!"
Er nahm die Flasche und öffnete er den Bügelverschluß.
Wiederum gab es den selben Knall, den wir nun schon kannten, der blaue Inhalt schoß wie ein Wasserstrahl aus der Flasche, Großvater wollte noch schnell mit der Hand das schlimmste verhüten, aber es war schon zu spät. Er hatte nicht nur die andere Wand, außerdem noch sein Hemd und Hose beschmutzt.
Rot vor Zorn im Gesicht, stellte der Großvater mit großer Wucht die Flasche auf den Tisch zurück, dabei spritzte noch ein Teil aus der Flasche, er ging wütend zur Tür hinaus, schmiß diese mit lautem Krach zu.
Er lief mit schweren Schritten, polternd der Treppe hinab, jeden Schritt konnten wir in unserer Ecke vernehmen, bis er in seinem Ladenstübchen verschwand.
An diesem Tage war es vorbei mit Hefeklöse und Heidelbeeren, wir Kinder aßen an diesem Tag bei unseren Eltern, natürlich Kartoffelsuppe.

© by Heinz Hallbauer. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
<< Vorheriger Beitrag  
Fenster schließen Nächster Beitrag >>