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Wer nie im Bett sein Frühstück aß, weiß nicht wie Genüsse prickeln
von Heinz-Georg Barth

Behutsam öffnete ich die Schlafzimmertür. Da sah ich sie schlummern, meine holde Ehefrau. Meine Überraschung würde gelingen, wusste ich bei ihrem süßen Anblick. Vor einer halben Stunde hatte ich mich in die Küche geschlichen und ein Liebesfrühstück bereitet. Heute war unser Rosenhochzeitstag, und der sollte romantisch beginnen. Auf dem übergroßen Tablett mit gedrechselten Füßen sah das Frühstück überwältigend aus. Ich staunte selbst über meine Kreativität. Zehn weiße Nelken hatte ich in eine grüne Vase gestellt. Sie dufteten so verführerisch, dass meine Rosenbraut plötzlich mit den Augen blinzelte. "Heinzilein, was ist?" fragte sie und im Nu spürte sie meinen Mund auf ihrem. "Alles Liebe zum zehnten Hochzeitstag".
"Ha! Ich fasse es nicht...". Ich saß inzwischen neben ihr im Bett und hatte das rustikale Tablett vor uns aufgestellt. "Oh!" rief sie verzückt, "so eine Überraschung. Diese leckeren Rühreier – und alles so toll einladend!"
Die Eier hatte ich mit Creme fraiche, Paprika, Dill, Petersilie und Olivenöl verrührt. Geviertelte Kirschtomaten, Kresse und Schnittlauch leuchten als Garnitur.
"Hm, köstlich", flüsterte meine Liebe und gab mir einen zärtlichen Kuss. Dann griff sie nach dem halben Vollkornbrötchen mit Salatblatt, Radieschenstern, halbierten Schwarzoliven und gewürfeltem Schafskäse. "Süßi, wie schmackhaft", schwelgte sie, und ich bekam zwei herzhafte Küsse auf beide Wangen und einen sanften auf den Mund. Zwei Honigaromalichter verbreiteten eine heimelige Stimmung und sie lächelte, während sie sich den vielseitigen Genüssen hingab. "Hm, eine gefüllte Tomate", schmeichelte sie und löffelte die Käse-, Mais-, Paprika- Dressingfüllung heraus. Dann schmiegte sie sich an meine Schulter und sagte: "Du bist der beste Mann der Welt. Danke dir für die wunderbaren Jahre."
Ich nickte glücklich und goss frisch gepressten Apfelsinensaft in die Gläser. "Dann gibt’s Champagner", versprach ich. Der Bohnenkaffee duftete aus den hellgrünen Porzellantassen und meine Liebste begann leise zu summen: "Lebenslänglich du, ohne ein tabu, ich brauch‘ dich...". Dann ließen wir uns kleine Croissants und Knäckebrot mit Olivenmargarine und luftgetrocknetem Schinken schmecken.
"War das ein Genuss!" lobte meine Gattin.
"Darauf ein Glas Champagner!" Ich schenkte das edle Getränk in die hohen Kelche, und überreichte ein Kristallglas meiner Liebsten. "Zum Wohl auf die nächsten zehn Jahre Glück...".

© by Heinz-Georg Barth. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
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