CMA - Bestes vom Bauern Das Literatur-Caf� - Der literarische Treffpunkt im Internet
 
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Die Fischkopfverkaufsausstellung
von Stephan Hänlein

Ein Bekannter erzählte mir in einem Café seine Frauengeschichten.
Ich mußte auch eine erzählen, aber mir fiel keine ein, nur die eine,
von der Frau, in die ich mich dann doch nicht verliebt hatte.
„Und? Wie sah sie aus? fragte er mich neugierig.
Darauf wußte ich nichts zu antworten, also hakte er nach:
„Na, was hatte sie zum Beispiel... für eine Frisur?"

„...eigentlich keine, Haare halt, aber keine Frisur.
Ich lernte diese faszinierende Frau nämlich auf einer Fischkopfverkaufsausstellung kennen.
Ja, wirklich, das gibt's."

Ich wußte natürlich nichts über dieses Thema, aber ich muß zugeben, daß ich schon als Kind die große Faszination spürte, die von Fischgräten zweifellos ausgeht.
Ich hatte mich nie an ihnen verschluckt, so war ich einer der Wenigen aus meiner Grundschulklasse,
die Fisch aßen.
Richtigen Fisch, keine Fischstäbchen.

Vielleicht zog mich deshalb diese Frau in ihren Bann.
Sie war sehr dünn.
Verkaufte gold glänzenden, verschrumpelten Fisch,
dem die Augen fehlten.
Ich hätte es nie gewagt, sie anzusprechen, nie, ...
sie war viel zu spröde.
Auch wollte ich keinen Fisch bei ihr kaufen, schon gar nicht wegen des Kopfes, der noch dran war.
Hier wurden viele Arten von Fischköpfen präsentiert.
Mit Körpern, und es gab auch Gemüse.
Aber nur dann, wenn man bereit war, ein Stück Fisch zu erstehen.

Gemüse mag ich gar nicht so sehr.
Tatsache ist, daß meine Unentschlossenheit wohl ihr Interesse geweckt hatte.
Ich erschrak, als sie mich plötzlich fragte, ob sie mir helfen könne.
„Ich liebe nun mal Fisch," übertrieb ich, und dann fügte ich noch mutig hinzu:
„aber hier scheint das ja niemand zu tun"
Sie beruhigte mich.
Es sei nur ein Job, den sie halt mache.
Wegen des Geldes hatte sie ganz frech gesagt.
Frech sage ich, weil es schon frech ist, einen Job nur des Geldes wegen zu machen.
Aber tatsächlich konnte sie wirklich nichts dafür.
Nicht für das, was hier alles feilgeboten wurde!
Glücklicherweise.
Dennnoch fand ich sie ein wenig... sehr unbedarft.
Ich konnte sie nicht in ein schwärmerisches Gespräch über in Weißwein gedünstete Lachsforelle verwickeln.
Stattdessen sprachen wir über Studiengebühren.
Sie studierte Medieninformatik, und das hat leider gar nichts mit Fisch zu tun.
So verabschiedete ich mich höflich und ging nach Hause,
wo ich bei einem schweren, französichen Rotwein von einem saftigen Rinderhüftsteak träumte,.

© by Stephan Hänlein. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
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