CMA - Bestes vom Bauern Das Literatur-Caf� - Der literarische Treffpunkt im Internet
 
<< Vorheriger Beitrag  
Fenster schließen Nächster Beitrag >>
 

Daheim schmeckt's am besten
von Attila Jo Ebersbach

„Hildchen lass uns auswärts speisen,
sag ich zur Frau. Will ihr beweisen
dass unsre Kinder, acht und zehn,
auch dann, wenn wir mal essen gehn

sich ohne Not versorgen könn'.
Gesagt. Getan. Wir uns was gönn',
kehr'n ein beim Ochsenwirt. Ganz fein!
Sind grad beim ersten Gläschen Wein

da summt das Handy. „Wer ist dran?"
frag ich, obwohl ich ahnen kann
es sind die Kinder. Fragt die Große:
„Sag, Papa, sag, wie heißt die Soße

die zu Spaghetti man sich macht?"
Ich sag's. Leg auf. Es ist halb acht,
die Haxe kommt. Die Klöße auch.
Man hört schon wie frohlockt der Bauch.

Der Rotkohl, Grünkohl: welche Düfte!
Uns steht's Verlangen im Gesichte.
Woll'n greifen nach des Fleisches Pracht,
die fleiß'ge Köche uns gemacht,

da summt es wieder. „Wer ist dran?"
frag ich. Obwohl ich wetten kann
es sind die Kinder. Ja, die Jüngste
will wissen nun, wie man denn dünste

durchwachs'nen Speck in Kräuterbutter.
Noch sind gefasst wir. Ihre Mutter
tut kund ihr voll verhalt'ner Ruhe,
wie in die Pfann' den Speck sie tue,

die Butter drauf. Dann Majoran,
drei Eigelb und den Parmesan.
Nun wird die Soße Carbonara
durch leichtes Umrühr'n immer garer.

„Jetzt müssen sie's verstanden haben",
sag ich zur Frau, „lass uns nun laben
an unsren fetten Schweinehaxen
bevor sie stör'n mit weit'ren Faxen."

Nehm Gabel, Messer und stech zu -
doch's Handy lässt uns keine Ruh.
„Nur noch ein Letztes", sagt die Große,
„bei dieser Carbonara-Soße

fehlt da nicht auch noch etwas Sahne?"
Mir kommt's so vor, ich glaub, ich ahne:
die woll'n den Abend uns vermiesen.
Ich könnt sie beide jetzt erschießen!

Hätt sie am liebsten aufgehangen!
Die kleinen Wänste, fiesen Rangen.
Brüll: „Ja!" Leg auf. Rauf mir die Locken!
Kann kaum noch länger ruhig hocken

so zehrt an mir des Hungers Macht.
Ich hätt im Traum nicht dran gedacht,
dass unsre Kleinen, diese lieben,
so ruchlos sind und so durchtrieben.

Inzwischen ist die Haxe kalt.
Die Klöße fad, das Kraut ist alt.
Der Appetit ist uns vergangen.
Wir lassen beid' die Köpfe hangen.

Stehn schließlich auf, zahl'n und gehn raus,
besteigen's Auto, fahr'n nach Haus.
Doch dort, welch Duft, der uns nun lockt
in unsre Küche. Und da hockt

die Zweierbande. Diese Rangen!
Vor Freud' sie strahlend uns empfangen.
„Willkomm'n daheim!" Uns rührt's die Herzen:
Gedeckt der Tisch für vier, mit Kerzen!

Vergessen ärger, Zorn und Wut.
Wie mundet uns die Pasta gut!
Drum liebe Eltern, glaubt den Reim:
am Besten schmeckt es doch daheim."

© by Attila Jo Ebersbach. Für die Rechtschreibung sind die Autoren verantwortlich.

 
<< Vorheriger Beitrag  
Fenster schließen Nächster Beitrag >>