Reisetagebuch England - Gero von Büttner berichtet online aus England vom 15. Juni bis zum 5. Juli 1998
 
Die Route
heute

Pitton
Salisbury
Abbotsbury

Mittwoch, 17. Juni 1998

Die Kathedrale von SalisburyEs gibt gewisse Dinge in England, bei denen man sich fragt, warum sie eigentlich so sind. Eine Frage betrifft natürlich den Linksverkehr. Wieso wird hier im Gegensatz zum Rest der Welt links gefahren (wenn man mal von den ehemaligen (Straf-)Kolonien absieht)? Irgendwo glaube ich mal gelesen zu haben, dass es daran liegt, dass sich auch die Ritter auf ihren Pferden immer links begegnet sind, um mit dem Schwert im rechten Arm im Notfall auf den Entgegenkommenden eindreschen zu können. Aber dann müssten die Ritter im übrigen Europa ja alle Linkshänder gewesen sein. Weiß also jemand, warum der Engländer links fährt? Ich bin für Hinweise dankbar.*
     Ein zweites Mysterium sind englische Waschbecken. Hier gibt es immer zwei Wasserhähne. Einen für heißes und einen für kaltes Wasser, also keine Möglichkeit, sich die angenehmste Temperatur mittels zweier Regler und einem Wasserhahn selbst einzustellen. Hinzu kommt noch, dass diese beiden Wasserhähne oftmals so dicht am Rand des Waschbeckens angebracht sind, dass man die Hände zum Waschen nicht darunter stecken kann, geschweige denn den Wasserkocher anständig füllen kann, der zur Grundausstattung der »Bed & Breakfast«-Zimmer gehört. Englandkenner haben mir berichtet, dass der Grund für diese merkwürdige Waschbeckenkonstruktion darin liege, dass sich der Engländer zum Waschen seiner Hände das korrekt temperierte Wasser im Becken mischt, also das betreibt, was wir früher immer als »Katzenwäsche« bezeichnet haben. Aber welcher Sinn sollte darin bestehen, den Dreck seiner Hände mit Wasser zu verdünnen und diese darin zu waschen? Nebenbei möchte ich nicht wissen, welcher Dreck schon im Waschbecken ruht. Naja, vielleicht ist das nicht hygienisch, aber sicherlich sparsam, wenngleich ich von einer großen Wasserknappheit in England noch nicht gehört habe. Auch hier gilt: Wer mehr weiß, möge es mir einfach mitteilen.
     Ansonsten waren wir an diesem dritten Tag unserer Reise in Salisbury. Auch dieser Ort hat eine beeindruckende Kathedrale aufzuweisen, und man hat den Eindruck, dass es in diesem Teil Englands wirklich nur schöne Ortschaften gibt. Am Nachmittag fahren wir weiter, hinab zur südlichen Küste, wo wir nahe Abbotsbury ein Quartier finden. Das kleine Dorf Abbotsbury mit seiner schmalen Hauptstraße und den Natursteinhäusern ist ebenfalls sehenswert. Am Meer gibt es dort eine Aufzuchtstation für Schwäne, die aber am späten Abend bereits geschlossen hat, aber seit ich als Kind von solch einem Vieh verfolgt wurde, möchte ich ihnen ohnehin nicht unnötig nahe kommen.

Hauptstraße in Abbotsbury
Hauptstraße von Abbotsbury

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*Zwischenzeitlich haben mich einige Hinweise erreicht. Ein Leser bestätigt die Theorie, dass es wohl wirklich an der Kampftechnik lag. Im übrigen Europa wurde mit Umstellung auf die Schusswaffen (Armbrust, Gewehr…), die ja an der rechten Schulter angesetzt werden, auf den Rechtsverkehr gewechselt, weil man so besser nach links schießen kann.
     Ein anderer Leser nennt einen sehr einleuchtenden Grund: Die Engländer fahren auf der linken Seite, weil ihnen sonst auf der anderen Straßenseite die Autos entgegen kämen [Zurück zum Text].

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