Die Stadt Derby ist sicherlich keine Stadt, in der der England-Tourist gewesen sein muss. Hier befindet sich weder eine bemerkenswerte Kathedrale noch eine Burg. Der Grund, warum ich unbedingt durch diese Stadt fahren wollte, liegt vielmehr darin, dass ich vor nunmehr fast zwei Jahrzehnten hier zwei Wochen als Austauschschüler verbracht habe. Ich war neugierig, ob ich irgendetwas an und in dieser Stadt wieder erkennen würde. In der Innenstadt war dies nicht mehr der Fall, denn auch die englischen Städte haben in den letzten Jahren eine Fußgängerzone erhalten – ganz abgesehen von sonstigen baulichen Maßnahmen. Lediglich im Stadtteil Littleover glaube ich, einen Straßenzug wieder zu erkennen und auch den »Fish & Ships-Shop«, zu dem wir als Jugendliche abends hinliefen, um einmal so richtig traditionell englisch essen zu gehen. Schon damals war ich etwas verwundert, dass die Engländer Essig über ihre Pommes kippen. Ich weiß noch, wie ich nicht gleich verstand und der Verkäufer nur lächelnd fragte: »French or German?«.
     Ebenfalls erinnere ich mich noch daran, dass wir damals alle eine Rolle gutes deutsches Klopapier in der Kreppausführung in unseren Koffern hatten, da uns unser Englischlehrer vor dem weichen englischen Papier gewarnt hatte.
     Unser heutiger Aufenthalt in Derby ist allerdings nur sehr kurz, und da wir Oxford an diesem Tag noch nicht besichtigen, sondern eher einen geruhsamen Nachmittag verbringen wollen, fahren wir nach Uffington und nehmen ein Zimmer in einem Bauernhof. Bei Uffington befindet sich das älteste Hügelbildnis, dessen Alter auf 2000 bis 3000 Jahre geschätzt wird. Das mit Kalkstein abgehobene Bildnis auf den grünen Hügeln stellt ein Pferd dar und ist vollständig nur aus der Luft zu erkennen, was natürlich den Anhängern der verschiedenen Theorien über Außerirdische allerhand Möglichkeiten zu wilden Spekulationen gibt. Vielleicht war’s ja ein Hinweisschild für eine interplanetarische Kneipe.

Derby: So sehen Orte aus, an die man sich
nach 16 Jahren noch dunkel erinnert