Startseite»Bis Klagenfurt anruft«Cornelia Travnicek: Bis Klagenfurt anruft. Reloaded. Teil 1.

Cornelia Travnicek: Bis Klagenfurt anruft. Reloaded. Teil 1.

Fischer im Aquarium2009 gab es den letzten Nachtrag zur Serie »Bis Klagenfurt anruft«. Mit diesem Nachtrag hatte ich alles, was eine Jungautorin braucht: Agentur, Verlag, Internetpräsenz, Veröffentlichung usw. Warum also nun ein »Bis Klagenfurt anruft. Reloaded.«? Weil ich dachte, es wäre ganz interessant zu erzählen, wohin der Weg führen kann, wenn man ihn weiter geht und wie es bis dahin so aussieht. Einen aktuellen Anlass gibt es natürlich auch. Darum: Eine neue Miniserie in 3 Teilen. Erster Teil: Verlagswechsel, das Kind einer deutsch-österreichischen Freundschaft und der Ausblick auf mehr. (Nein, Klagenfurt hat bis zum heutigen Tag noch nicht angerufen. Aber was nicht ist …)

Cornelia Travnicek

berichtet im literaturcafe.de seit 2006 von ihrer bisherigen Autorenlaufbahn und davon, wohin es führen kann, wenn man eines Tages beschließt zu schreiben. Interessant für alle, die Ähnliches selbst erlebt haben, noch erleben wollen oder sich vielleicht nach der Lektüre entschließen, es doch besser zu lassen. Seinerzeit schrieb Cornelia unter dem Motto »Bis Klagenfurt anruft« sieben Berichte und einige Bonusfolgen u.a. über Veröffentlichungen, Preise, Lesungen, Literaturforen und die eigene Website.

Cornelia Travnicek: Chucks (Buchcover)Im Frühjahr 2012 erscheint Cornelia Travniceks erster Roman »Chucks« in der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA). Wie ergeht es einem als österreichische Autorin, wenn man zu einem großen deutschen Verlag wechselt? Erfüllt sich ein Autorinnentraum? Ist es der Karrieredurchbruch?

Unter dem Titel »Bis Klagenfurt anruft. Reloaded« setzt Cornelia Travnicek 2012 ihre Berichte im literaturcafe.de fort.

Im Juli 2012 las sie dann tatsächlich in Klagenfurt und gewann den mit 7.000 Euro dotierten Publikumspreis. 2012 ist sie Stadtschreiberin in Kärnten.

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www.corneliatravnicek.com

Cornelia Travnicek: Chucks: Roman. Taschenbuch. 2014. btb Verlag. ISBN/EAN: 9783442747023. EUR 8,99 » Bestellen bei amazon.de Anzeige)

Am 29. April 2009 schrieb mir eine Agentin der Literarischen Agentur Simon, sie habe mein Manuskript bereits gelesen und würde gerne einmal mit mir telefonieren. Nun, fast drei Jahre danach, erscheint eben dieses Manuskript unter dem Titel »Chucks« bei der Deutschen Verlags-Anstalt. Schwere Geburt, könnte man jetzt sagen. Oder Altbekanntes über gut’ Ding und Weile. Egal, wie lange es gedauert hat, es hat sich auf jeden Fall ausgezahlt, denn hätte mir bis vor zwei Jahren jemand prophezeit, dass ich einmal in einem Programm mit Sarah Kirsch und Paul Celan (von mir durchaus verehrte LyrikerInnen) und der Biene Maja sein würde, ich hätte – ja, was hätte ich? Es war so unvorstellbar, dass ich gar nicht weiß, was ich hätte. Nur: Wie ist es überhaupt dazu gekommen, nachdem ich doch bereits einen Verlag hatte? Und wie ist das eigentlich so, als österreichische Autorin in einem deutschen Verlag?

Nachdem ich 2009 noch eine Zeit lang mit anderen Büchern beschäftigt war, dachte ich, es sei das Einfachste und schlicht logisch, meinen Roman erst einmal ohne große Umwälzungen im selben Verlag wie den letzten Prosaband zu publizieren. Es hat sich allerdings herausgestellt, dass Agenturen aus Berlin und mittelgroße österreichische Verlage etwas unterschiedliche Ansichten pflegen und es dazu kommen kann, dass sie am Ende nicht mehr miteinander reden wollen. Als Autorin ist man natürlich skeptisch, wenn man den eben erst erkämpften Verlagsplatz gleich wieder aufgeben und sich in die unbekannten Gewässer des Literaturbetriebes des großen Nachbarlandes stürzen soll, in dem ziemlich große Fische schwimmen. (Und wer mich kennt, weiß, dass ich Angst vor Fischen habe.) Aber die Agentin war zuversichtlich, sehr zuversichtlich, und der eigene Glaube an das Manuskript groß, größer als bei jedem vorherigen. Im Vertrauen auf alles, auf das man nur irgendwie vertrauen kann, habe ich zugestimmt und wochen- bis monatelang auf Rückmeldungen diverser Verlage gewartet, wodurch sich der für die nahe Zukunft geplante Erscheinungstermin des Romans in die Ungewissheit verlagert hat.

Das Abwarten treibt seltsame Blüten. So ist man auf einmal irgendwie freudig erregt, wenn die Lektorin eines für die gute Debüts bekannten Verlags schreibt, dass es ihr wirklich sehr leid tut, dass sie sich am Ende gegen das Manuskript entschieden habe. Denn: Es tut ihr ja leid. »Es muss also gut sein!«, sagt etwas im eigenen Kopf, um gleich darauf hoffnungsvoll »Nicht wahr?« zu fragen. Nach einem halben Jahr war die Verlagssuche endlich abgeschlossen, ich hatte meinen Platz bei der DVA gefunden und kam mir dabei für einen Moment lang vor, als hätte ich sechs Monate durchgehend die Luft angehalten.

Wenn ein Buch das Kind seiner Autorin ist, dann ist die Agentin die Leiterin des Geburtsvorbereitungskurses und der Verlag der Geburtshelfer. Endlich war also ein Geburtshelfer gefunden, und was für einer! Ich weiß nicht, inwiefern und ob überhaupt sich ein kleiner österreichischer und ein kleiner deutscher Verlag unterscheiden. Ein nicht wirklich großer österreichischer und ein großer deutscher unterscheiden sich jedenfalls gewaltig, in Mitarbeiteranzahl ebenso wie in den Serviceleistungen für die AutorInnen, zumindest meiner Erfahrung nach. Und nachdem die DVA Teil der Verlagsgruppe Random House ist, trifft man bei einem Ausflug in das ehemalige Sony-Gebäude in München ja nicht nur einen Verlag, sondern so viele, dass sie auf der Website alphabetisch geordnet werden müssen, wodurch der Eindruck von Größe sich noch verstärkt. In der Kantine wurde mir auf jeden Fall bei dem Gedanken, nur von Verlagsmenschen umgeben zu sein (und es waren eindrucksvoll viele), ganz schön schwindelig. Siebter Autorinnenhimmel.

VergesellschaftungFriede, Freude, Palatschinken? Noch nicht ganz. Denn die Autorin und dieser Geburtshelfer sprechen nicht dieselbe Sprache … Denn dass das deutsche und das österreichische Hochdeutsch dann doch nicht ganz ein und dasselbe sind, das stellt sich im Lektorat schnell heraus. Aber auch dieses kleine Problem lässt sich beheben, an manchen Stellen gerät das Lektorieren dadurch jedenfalls fast zur Übersetzungsarbeit, und der Text klingt danach an manchen Stellen ein bisschen wir das Kind einer deutsch-österreichischen Freundschaft. So wurden aus allen meinen Pölstern Kissen und aus allen meinen Kästen Schränke, damit die deutschen LeserInnen nicht fremdeln müssen. (An dieser Stelle muss gesagt werden, liebe deutsche Nachbarinnen und Nachbarn: Das Nichtverstehen in der deutsch-österreichischen Kommunikation ist meistens ein Problem von deutscher Seite. Wir sind da irgendwie flexibler, vielleicht auch einfach trainierter. Solltet ihr trotzdem einmal nicht verstanden werden, kann das durchaus daran liegen, dass da jemand einfach nicht verstehen will. (Oder ihr sprecht Schwäbisch.)) Dass nicht immer die Logik die Mutter aller Wortschöpfungen ist, wurde dabei für mich ebenfalls sichtbar. So hat man an der Hand Fingernägel und darum logischerweise an den Füßen (zumindest in Österreich) Zehennägel und nicht Fußnägel. Manchmal muss man auch um Kompromisse ringen, denn ganz darf dann nicht immer »eingedeutscht« werden, da eine nicht reines Hochdeutsch sprechende Österreicherin zum Beispiel äußerst selten Tüte sagt, und wenn sie es tut, meistens einen Joint meint. Am Ende wurden für alles die richtigen Worte gefunden (hoffe ich), und es blieb wieder einmal nur: abwarten.

Und der Ausblick auf mehr? Das Warten hat nun jedenfalls ein Ende, heute – am 29. Februar 2012 – lese ich zum ersten Mal (im Rahmen der Wortspiele in München) aus meinem ersten Roman. In den zwei weiteren Teilen werde ich davon, über meine ersten Erfahrungen als Autorin mit Online-Leserunden, über das Lesen oder Nichtlesen von Rezensionen, von den weiteren Lesungen und den Terminen auf der Leipziger Buchmesse berichten.

Cornelia Travnicek
twitter.com/frautravnicek

Cornelia Travnicek: Chucks: Roman. Broschiert. 2012. Deutsche Verlags-Anstalt. ISBN/EAN: 9783421045263. 4,99 €  » Bestellen bei amazon.de Anzeige oder im Buchhandel

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2 Kommentare

  1. Hi Cornelia,
    für uns Schwaben hättest du die österreichischen Begriffe nicht ins ungeliebte Hochdeutsch übersetzen müssen, wir sagen auch Zehennägeln, Kissen und Kästen.
    Also das nächste Mal…..

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