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Brave New World: Die repetitive Banalität von Second Life

Tote Hose in der Hörlounge: Der DAV in Second LifeWer derzeit in den Medien nur die Berichte über die digitale Parallelwelt Second Life liest ohne sie einmal gesehen zu haben, der könnte den Eindruck gewinnen, dort etwas zu verpassen. Dass dem zum Glück nicht so ist, darüber haben wir bereits in unserer letzten Podcast-Folge gesprochen. Second Life ist ein typisches Hype-Thema, wie es sie in den Zeiten der sogenannten New Economy zahlreich gab. Dennoch kann es hilfreich sein, diesen Hype auch als Autor oder Verlag zu nutzen, um auf die eigenen Bücher aufmerksam zu machen. Auch hierzu haben wir Tipps in unserer letzten Podcast-Folge gegeben. Der Hörbuchverlag DAV ist ein gutes Beispiel dafür, wie weit Schein und Realität tatsächlich auseinanderliegen.

Einen sehr guten Eindruck, wie langweilig und banal diese Pixelwelt tatsächlich ist, gibt die britische Autorin Jenny Diski in einem ausführlichen Bericht, den sie für die NZZ geschrieben hat: »Second Life« ist nichts als Wiederholung. Es ist eine virtuelle Welt des Kaufens und Verkaufens, von Konsum und Profit, üppigem Dekor und politischer Apathie. Was Sie in dieser alternativen Welt kriegen, sind Kasinos, Stripteaselokale, Häuser, Wohnaccessoires, Kleider, Schmuck, Autos, Motorräder und Läden, in denen all diese Dinge an Cartoon-Figuren verkauft werden; Figuren, die ihre realen Besitzer repräsentieren und in Häusern auf dem virtuellen Land «leben», das sie gekauft haben, ihre Interieurs herausputzen, ihre Kleider, Frisuren und Schmuckstücke wechseln, ihre Autos fahren, in den Kasinos spielen und nackte Go-go-Girls beglotzen – vielmehr weibliche Cartoon-Figuren, die ihre gepixelten Brüste und Schamteile nach altbewährter, routiniert-lüsterner Manier darbieten. Bildung gibt es auch. Tutoren erklären, wie man aus Pixeln Dinge machen kann, und amerikanische Colleges offerieren Kurse für ihre zahlungspflichtigen Studenten. Von Sokrates in der Agora allerdings keine Spur.

Kritiker werfen solchen Berichten zwar immer wieder vor, die Faszination von SL erschließe sich nicht nach einmaligem Herumwandeln, sondern beginne meist erst dann, wenn man dort Grundbesitz erwerbe und beginne, sein eigenes digitales Heim zu bauen. Erst wer dort also Geld ausgibt, hat die Chance glücklich zu sein. Brave New World!

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11 Kommentare

  1. Letzten Freitag habe ich das “Nachtcafé” mit Wieland Backes angeschaut und einen Mann namens Tom Smutny gesehen (ich hoffe, der Name ist korrekt). Er ist verheiratet und hat 3 Kinder. Jeden Tag verbringt er durchschnittlich 6 Stunden (!) in SL. Ist doch gruselig, oder? Im wirklichen Leben kennt ihn wohl niemand, in SL jedoch ist sein Avatar berühmt.
    Er hat angemerkt – und deswegen poste ich hier diesen Kommentar – dass vor allem körperbehinderte Menschen das in SL ausleben, was sie im wirklichen Leben nicht können. Ein interessanter Aspekt, finde ich.
    Ansonsten kann ich noch hinzufügen, dass ich selbst noch nie reingeschaut habe.

  2. In meinem Bekanntenkreis im Alter zw. 30 u 40j ist das erst seit kurzem ein (Gesprächs-)Thema, obwohl viele davon seit den frühen Jahren des Internets dabei sind. Dem entgegen stehen die Angaben großer internationaler Arbeitgeber, die sich mit viel Geld im SL engagieren.

    Vielleicht sind wir ja einfach schon zu alt? Nachdem wir ja schon myspace verpaßt haben, würde mich das nicht wundern…
    Oder es ist ein typisch amerikanisches Thema, welches einfach nicht auf unsere Bedürfnisse paßt.

  3. Kennt noch jemand den Film “Welt am Draht” von Rainer Werner Faßbinder?
    Bin mal gespannt, wann man sich mit einem Gehirnübertragungshelm direkt in SL beamen kann.
    Mir ist die “hiesige” Welt spannend genug.

  4. Na dann will ich doch mal 🙂

    Also wenn die Pfeife Backes alles so hinschnibbelt wie er meint – soll er
    mal.. was nich erwähnt worden ist:
    Ich verbringe 3 stunden in der Früh und dann 3 wenn mein Kinder im Bett sind in Sl.
    Wievile verbringst Du hier im Netz und vor der dämlichen Glotze?
    Ich mache Geld in meiner Freizeit und habe Spass dabei?
    Und Du? Scheisst Dein Fernseher Moneten? Nöö?
    Nun wer ist jetzt hier der gruselheimer Fiesling?

  5. Lieber Tom Smutny (alias Tom Bender),
    deine aggressive und beleidigende Wortwahl überrascht mich etwas…oder auch nicht?
    Fakt ist, dass du keinesfalls ein bekannter DJ in Second Life bist (es gab mal einen Fanclub für dich…mit 5(!) Mitgliedern)
    “Tom Bender” ist lediglich ein DJ unter vielen anderen und keineswegs eine berühmte Persönlichkeit in der Szene.
    Du bist nur einer von Vielen, die eine Menge Geld in Second Life investiert haben und nun frustriert sind, weil sich kein Erfolg damit einstellte.
    Man kann nun einmal auch im “Zweiten Leben” keine Macht und Ansehen erkaufen!

    Second Life sollte ein wohldosiertes Freizeitvergnügen sein und nicht dazu dienen, seinen eigenen Lebensfrust zu überdecken!

  6. Also jetzt muss ich mal tief, tief Luft holen.
    1.) Ich habe den oberen Kommentar nie geposted.
    2.) Ich finde es anmassend sich meines Namens zu bedienen.
    3.) Ich würde mich nie auf solch ein Niveau herunterlasssen.

    Secondlife ist und bleibt was es ist: Eine virtuelle Welt die dafür gedacht ist seine Ideen, Gedanken und kreativen Wandlungen freien Lauf zu lassen.
    Secondlife wurde wie so manche Platform durch geistige Tiefflieger in den Dreck gezogen und somit kam auch schon der üble Beigeschmack.
    Viele sehen Secondlife nur noch als “Popp Plattform” für Ihre sexuellen
    mehr oder minder abartigen Phantasien.
    Leider muss ich sagen stimmt das zum grössten Teil.
    Ich für meine Person lege darauf absolut keinen Wert, da ich mich
    in dieser virtuellen Welt kreativ austobe.
    Auch Geld spielt für mich in SL keine Rolle. Was soll das denn?
    Die paar Linden Dollar (L$) die man in SL verdienen kann langen weder
    zum Leben oder gar für irgendwelche grossen Sprünge.
    Die Zeit der Landbarone ist abgelaufen und dank des zunehmenden
    Diebstahls von Kreationen in Secondlife nimmt auch der Boom in der Designbranche ab. Ich bin in SL um mich mit anderen Designern und Content Creatoren zu treffen und um wenigstens einen Versuch zu starten SL, manchen – nicht sexuell regierten Sims – ein ansprechendes Bild zu geben.

    Liebe Xenia – was den Fanclub anbelangt – den habe ich nie gegründet noch habe ich mich um einen solchen bemüht.
    Den Fan Club den Du da ansprichst wurde von einem “Fan” gegründet, dem ich aber pronto einhalt geboten habe.
    Und mal Hand aufs Herz… ist es wirklich so wichtig “bekannt” zu sein?
    Ich für meinen Teil wurde von Linden Lab in das Licht der Presse geschoben und arbeite auch heute noch eng mit Linden Lab zusammen.
    Und was will ich mit Macht? Was soll das? Wie kann man Macht haben ausser man ist ein Linden oder Herr seines eigenen Simulators auch kurz SIM genannt.
    Wenn ich Machtspielchen haben will, dann würde ich mit Sicherheit nicht Secondlife hierfür wählen sondern irgend einen Ego Shooter oder MMROP.

    Wie dem auch sei—- man kann Secondlife so oder so sehen.
    Aber eins stimmt alle Mal: Secondlife ist dabei zu platzen.
    Lang lebe Blue Mars!

    So jetzt habe ich mal meinen Sermon hierzu abgegeben.

    Und ich muss mich für den armen Schwachmaten da oben entschuldigen.
    Wie bereits gesagt: Das war ich nicht!

    Doch in einem muss ich dem Tom…. da oben Recht geben.
    Die Talkshow wurde arg verschnitten und mir die Worte im wahrstem Sinne im Mund umgedreht. Ich habe noch einmal eine Anfrage Seitens
    der Redaktion bekommen, jedoch dankend abgelehnt, da ein für mich “vernünftiges” Gespräch in den Dreck gezogen worden ist und Tatsachen
    durch geschickten Schnitt ins Lächerliche gezogen worden sind.
    Ich muss sagen, dass ich das von einem öffentlich rechtlichen Sender in keinster Weise erwartet hätte.
    Ich war enttäuscht und absolut sauer was ich zu sehen bekam.

    Naja – in diesem Sinne Euch ne schöne Zeit und vielleicht sieht man sich ja in Secondlife *lach*

    \o/ – Tom – \o/

  7. “Was ist daran gruselig, sechs Stunden im Second Life zu sein?” kommentierte der Blog-Besucher Jan im März 2007. Wenn er im Jahre 2010 eine der vielen verlassenen Second Life-Inseln betritt, dann weiß er, was gruselig ist.

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