Logo Buchmesse 2000Nachlese: Die besten Berichte und unsere Gästegalerie
Unsere Beobachtungen von der 52. Frankfurter Buchmesse (18.10.-23.10.2000)
- Für einen Text gab es unsere Literatur-Café Tasse
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Wer liest Gaby Hauptmann?
Betrachtungen aus der Signierstunde

Gaby Hauptmann signiertZuerst wollte ich ja eine Sonnenbrille aufsetzen, so eine ganz dunkle mit Rieseneulengläsern. Und einen Schlapphut, der vorne mindestens bis zum Kinn geht oder besser noch über die Brust.
     Dann dachte ich daran, das Ganze vom SKY-Restaurant aus zu beobachten, dessen Fenster vom Boden zur Decke gehen und den Blick genau auf das Signierzelt freigeben. Und den Platz davor, wo die Autogrammjäger Schlange stehen. Ich hätte mir notfalls sogar einen Burger gekauft.
     Aber dann fiel mir ein: Wenn ich mit dem Notizblock in der Ecke stehe, sehe ich sowieso aus wie eine Reporterin. Laufe folglich keine Gefahr, für eine Gaby-Hauptmann-Anhängerin gehalten zu werden. Und kann ganz in Ruhe meine Beobachtungen darüber anstellen, was für ein Mensch man sein muss, um Gaby-Hauptmann-Bücher gut zu finden. Bücher, die Titel tragen wie »Eine Handvoll Männlichkeit«, »Die Lüge im Bett« oder (doch, wirklich!) »Frauenhand auf Männerpo«.
     Na gut, ich gebe zu: »Suche impotenten Mann fürs Leben« habe ich selbst gelesen. Von einem WG-Mitbewohner ausgeliehen damals, jawohl, einem Mann. Aber nur, weil man ja seine Feinde kennen muss.
     Auf der Buchmesse herrscht die Sammelwut. Die 14 Mark Eintritt müssen sich ja gelohnt haben. Also tragen die Besucher große Papiertaschen mit Werbeaufdrucken mit sich herum und sammeln ein, was sie kriegen können. Von Schokoladentäfelchen über Mousepads bis zum Kugelschreiber. Und wenn sie nichts mehr kriegen, stopfen sie einfach noch ein paar mehr Tüten in ihre Tüten. Für den Hausmüll oder die nächste Flugreise oder so.
     Aber eine Unterschrift ist kein Geld wert. Warum also stehen schon zehn Minuten vor dem Signiertermin die Frauen Schlange, den neuesten Gaby-Hauptmann-Roman in der Hand, von einem Fuß auf den anderen tretend?
     Frauen, nur Frauen. Täusche ich mich, oder schauen die verstohlen um sich? Mit Ökohosen (schlabbern ums Bein und liegen unten um den Knöchel eng an), Dufflecoats (die sollen ja wieder irre modern sein), Schals um den Hals (bei strahlendem Sonnenschein). Frauen über vierzig mit praktischen Kurzhaarfrisuren. Und Frauen unter fünfundzwanzig mit ebensolchen Kurzhaarfrisuren oder braven Zöpfen. Keine Frauen im Alter dazwischen. Wäre ich boshaft, würde ich mich jetzt fragen: Braucht man keine Hauptmann-Romane, wenn man ein erfülltes Liebesleben hat?
     Doch halt! Da verbirgt sich auch ein Mann in der Schlange... steht der vielleicht im Auftrag seiner Frau hier? Oder weil die Hauptmann so blond ist? Nicht möglich, da sich doch parallel zu dieser Signierstunde Big-Brother-Sabrina in Halle 4 räkelt (Bericht folgt!). Die hat nicht nur lange blonde Haare. Und kommt vielleicht auch nicht zu spät. Denn Gaby Hauptmann lässt ihren Fanclub warten. Die Frauen, der Mann und ich harren tapfer aus, eine halbe Stunde, vierzig Minuten, eine Stunde. Man sollte einen Klappstuhl dabei haben.
     Und dann kommt sie endlich in Leder und falschem Kroko und acht Zentimeter hoch dahergestöckelt. Das krasse Gegenteil ihrer Leserinnen. Wirft ein, zwei schlappe Bemerkungen in die Runde, und alles lacht. Klar, wer Hauptmann liest, braucht eine besondere Art von Humor. Aber ich glaube, im Augenblick würden die Fans sowieso über alles lachen. Weil sie nämlich so erleichtert sind, dass sie nicht umsonst gewartet haben.

Schulte

22.10.2000, Buchmesse Frankfurt

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