StartseiteBehmels BösewichterBehmels Bösewichter (8): Von bösen Fischen und Vögeln

Behmels Bösewichter (8): Von bösen Fischen und Vögeln

Albrecht Behmel, Initiator des Samiel Awards
Albrecht Behmel (Foto: privat)

Der Große Böse Wolf, Mephistopheles, Dracula und die Panzerknacker – wer liebt sie nicht? Schurken sind ein zentraler Erfolgsfaktor in Geschichten, gleich ob es Märchen sind, Thriller oder Romanzen. In gewisser Weise brauchen sogar Sachbücher Antagonisten oder zumindest antagonistische Kräfte, denn wir Menschen sind von Konflikten, Siegen und Niederlagen fasziniert.

In dieser Kolumne zum Samiel-Award ergreife ich Partei für das Böse. Im achten Teil geht es um die Frage, wie böse Vögel und Fische sind.

Samiel Award 2013 - Bester AntagonistDer Samiel Award
ist ein Literaturpreis für Autoren, die herausragende Antagonisten erschaffen haben: Monster, Schurken, Fieslinge und Gegenspieler. Bis zum 1.12.2013 können Verlage und Autoren Ihre Charaktere für den Preis vorschlagen, der vor Weihnachten verliehen wird. Das literaturcafe.de unterstützt als Partner den Wettbewerb.

Albrecht Behmel ist der Initiator des Samiel Awards. In dieser Kolumne begibt er sich auf die Spur des Bösen.

Alle Infos zum Samiel Award »

Man kann sich nun fragen, ob zum Beispiel die Vögel in Hitchcocks Film oder der von Peter Benchley geschaffene Weiße Hai in diesem Sinn »böse« zu nennen wären oder wie es im Fall des Grendel aussieht, der zwar als erster Menschen tötet, doch aus seiner Sicht allein deshalb, weil der Lärm der feiernden Menschen ihm körperliche Schmerzen bereitete.

Sind hungrige oder aufgeschreckte Monster in der gleichen Weise »böse« wie Psychopathen, Massenmörder oder grausame Soldaten und Folterer? Was Psychologen und Kriminalisten vor schwere ethische Probleme stellt, ist in der Welt erdachter Welten wiederum etwas einfacher zu bestimmen:

Je klarer eine bewusste Entscheidung hinter dem ersten grausamen Akt zu erkennen ist, desto »böser« ist die Figur. Je triebhafter oder instinktgeführter, desto geringer ist die Schuld.

Der entscheidende Unterschied ist somit nicht das Ausmaß der Gewalt oder die Form von Angriffen und Verteidigung, sondern die vernunftgesteuerte Entscheidung, wie sie am Anfang der Geschichte berichtet wird. Insofern ist Lord Voldemort zum Beispiel wesentlich »böser« als der Terminator, der lediglich seiner Programmierung folgt. Moby Dick, der Weiße Wal, verteidigt sich ganz ähnlich wie der Troll Grendel gegen die Menschen, von denen – zumindest aus seiner Sicht – die Übergriffe ausgingen.

Albrecht Behmel

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