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Bachmannpreis 2017: »Das süße Glück der Hirngerichteten«

Kontinuität in der Studiomoderation: Christian Ankowitsch (Foto: ORF/Hans Leitner)
Kontinuität in der Studiomoderation: Christian Ankowitsch (Foto: ORF/Hans Leitner)

Was es mit dem »süßen Glück der Hirngerichteten« auf sich hat, werden wir erst am 5. Juli bei der Eröffnung der »41. Tage der deutschsprachigen Literatur« (vulgo Bachmannwettbewerb) erfahren. Der Schriftsteller Franzobel, Bachmannpreisträger aus dem Jahre 1995, hat seine »Klagenfurter Rede zur Literatur« unter besagten Titel gestellt und wird am Eröffnungsabend hoffentlich, nein: gewiss Antwort geben, wer die Hirngerichteten sind und worin ihr süßes Glück besteht.

Und noch etwas erfahren wir an diesem Abend, nämlich die Lesereihenfolge, d. h., wann die eingeladenen Autorinnen und Autoren während der Wettbewerbstage (6. bis 8. Juli 2017) jeweils lesen werden.

Doris Brockmann wirft einen ersten Blick auf den diesjährigen Wettbewerb am Wörthersee.

Doris Brockmann (Foto:privat)Doris Brockmann
ist (bzw. war) passionierte Fernsehstudentin der »Tage der deutschsprachigen Literatur«. Bis 2013 bloggte und twitterte sie über den Bachmannpreis immer im angenehm kühlen Arbeitszimmer, 2014 war sie erstmals live im aufgeheizten Klagenfurt dabei, um sich mal alles vor Ort anzuschauen. 2017 wird sie zum vierten Mal nach Kärnten reisen. Ansonsten widmet sie sich der angewandten Schriftstellerei im Dienste der Alltagsbeobachtung auf
walk-the-lines.de

Auf der Pressekonferenz am Mittwoch, 24.05.2017, im Robert-Musil-Haus in Klagenfurt wurden die Namen der vierzehn AutorInnen bekanntgegeben, die am Wettbewerb um die diesmal insgesamt fünf Preise teilnehmen werden.

Als erster Eindruck kann mit Blick auf die Namensliste festgestellt werden:

  • Das Verhältnis von Männern und Frauen ist mit 7:7 exakt ausgewogen.
  • Die Länderverteilung hat sich zugunsten von Österreich verschoben, das nun anteilsmäßig mit Deutschland (in den Vorjahren immer am stärksten repräsentiert) »gleichzieht«: Beide Länder sind  jeweils fünfmal als Herkunftsangabe angegeben. Daneben werden in der Rubrik »Nationalitätszugehörigkeit/Wohnort« Serbien, die Schweiz, Frankreich, Italien und die USA genannt (höhere Gesamtzahl aufgrund von Mehrfachnennungen). Eine Osteuropalastigkeit gibt es in diesem Jahr nicht.
  • Das rechnerische Durchschnittsalter der KandidatInnen beträgt 41,43 Jahre. Der jüngste Kandidat ist 25 , der älteste 57 Jahre alt.
    (Zum Vergleich der geschlechts-, länder- und altersspezifischen Aspekte bei den vergangenen Bachmannwettbewerben verweise ich auf meine Auswertung im letztjährigen Überblick.)
  • In den kurzen Biographieangaben werden wieder gerne auch nicht-schriftstellerische Tätigkeiten erwähnt. Dabei ist jedoch weder von Türstehern und Taxifahrern die Rede, sondern von Küchenhilfe, Sozialarbeit, Altenpflege, Fahrradkurier, Nachtwächter, … Reality rules!
  • Auffällig viele der diesjährig zum Lesen Geladenen kommen vom dramatischen Schreiben her, sind als Theater- oder HörspielautorInnen oder Performer erfahren. Das lässt auf Wettbewerbstexte mit starken Dialogen und gutem Gespür für szenische Arrangements hoffen.

In der Jury gibt es nur einen Wechsel: Juror Juri Steiner ist in diesem Jahr nicht mehr dabei, für ihn kommt der Publizist Michael Wiederstein, der in Deutschland geboren wurde, aber in der Schweiz lebt. Den Jury-Vorsitz hat wieder Hubert Winkels inne.

Die Moderation im Studio übernimmt ebenfalls wie gewohnt Christian Ankowitsch, vor dem ORF-Theater unterhält sich Zita Bereuter in den Lesepausen mit den Gästen.

Eine wichtige Neuerung ist, dass der Deutschlandfunk erstmals den gesamten Bachmann-Wettbewerb live im Radio übertragen wird. Doch damit nicht genug: Der Sender hat zudem auch noch einen Preis ausgelobt, den, … na? …, ja, genau, den »Deutschlandfunk-Preis«. Und der ist mit 12.500 Euro genau halb so hoch wie der Hauptpreis und liegt 2.500 Euro über dem bis dato zweithöchsten Kelag-Preis. Donnerlittchen!

Doris Brockmann (wt)

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