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Bachmann und Brockmann I: Herzlichen Glückwunsch

Ingeborg feiert
Ingeborg feiert (Foto: Brockmann)

Vom 29. Juni bis 3. Juli 2016 werden in Klagenfurt die 40. Tage der deutschsprachigen Literatur veranstaltet. Am Dienstag, den 24. Mai wur­den die Namen der Autorinnen und Autoren bekannt gegeben, die auf Ein­ladung der siebenköpfigen Jury um den Bachmann-Preis lesen werden.

Doris Brockmann hat sich einen ersten Überblick verschafft, was wir im Jubilä­umsjahr erwarten dürfen.

Doris Brockmann (Foto:privat)Doris Brockmann
ist (bzw. war) passionierte Fernsehstudentin der »Tage der deutschsprachigen Literatur«. Bis 2013 bloggte und twitterte sie über den Bachmannpreis immer im angenehm kühlen Arbeitszimmer, 2014 war sie erstmals live im aufgeheizten Klagenfurt dabei, um sich mal alles vor Ort anzuschauen. 2017 wird sie zum vierten Mal nach Kärnten reisen. Ansonsten widmet sie sich der angewandten Schriftstellerei im Dienste der Alltagsbeobachtung auf
walk-the-lines.de

Spitzhütchen auf und Luftschlangen bereit: Der Bachmannpreis-Wettbewerb hat Geburtstag! Vierzig Jahre wird er alt! Im Jahre 1976 hatten der Journa­list und Schriftsteller Humbert Fink (eigent­lich und viel klangvoller: Luigi Umberto Fink) und der damalige Intendant des ORF-Landesstudios in Kärn­ten, Ernst Willner, die Idee, einen Literatur­wettbewerb ins Leben zu rufen, der vom Konzept an die Treffen der Gruppe 47 angelehnt sein sollte. Die Stadt Klagenfurt wurde als Stifter gewonnen und bereits im Sommer des Folgejahres – genau zehn Jahre nach dem letz­ten Treffen der Gruppe 47 – DER BEWERB am Wörthersee vom Stapel ge­lassen. (Das heißt, im nächs­ten Jahr können wir gleich noch einmal runden Geburtstag feiern: Vierzig Jahre Lesungen und Preisverleihungen im Rah­men der Tage der deutschspra­chigen Literatur!) Aber nicht nur der Wettbewerb hat runden Geburtstag, sondern auch seine Namensgeberin. Die am 25. Juni 1926 in Klagenfurt ge­borene Ingeborg Bachmann wäre in diesem Sommer neunzig Jahre alt ge­worden.

Herzlichen Glückwunsch auch an die Autorinnen und Autoren, die zu Le­sungen im Wettbewerb um die insgesamt vier ausgelobten Preise eingeladen worden sind! Mit ihrer Wahl hat die Jury eine bemerkenswerte Mi­schung in mehrfacher Hinsicht präsentiert. Waren im vergangenen Jahr vergleichswei­se viele bekannte und auszeichnungserfahrene Autorinnen am Start, dürften die Namen der diesjährigen KandidatInnen eher nicht einem breiten Publi­kum vertraut sein. Ein Gutteil tritt gerade mit Debütromanen an die Öffent­lichkeit, allerdings haben sämtliche BewerberInnen bereits di­verse Preise bzw. Stipendien erhalten. Bemerkenswert ist die Auswahl auch in ge­schlechts-, länder- und altersspezifischer Hinsicht.

Bachmann und Brockmann I: Herzlichen Glückwunsch
Foto: ORF

Geschlechtsspezifisch steht es heuer 7:7. Obwohl die TDDL 2016 farblich unter einem feministischen Lila firmieren (oder sollte es sich um ein Bi­schofsviolett handeln?), konnte der stete Auf­wärtstrend des Frauenanteils der letzten Jahre nicht fortgesetzt werden. Wir er­innern uns: 2010 nahmen 5 Schriftstellerinnen teil, 2011 erhöhte sich die Zahl auf 6, im Jahre 2012 war Gleichstand erreicht. 2013 gingen die Frauen mit 8:6 erstmals in Führung. Diesen schö­nen Erfolg konnten sie im Folge­jahr mit einem erneuten 8:6 fes­tigen. Und dann im letzten Jahr ein 10:4!– welch ein »Geschlechterver­hältnis«! Das ist nun schön auf Ausgewogenheit wieder herunterkorrigiert und erfreut als kleine Reminiszenz an das fifty-fif­ty Kopf-an-Kopf-Rennen der soeben entschiedenen Bundespräsidentenwahl im Gastland des Wettbewerbs.

Länderspezifisch sind laut ORF »14 Autoren aus acht Nationen« am Start. Besorgte Bürger müssen darob nicht um die »Tage der deutsch­sprachigen Literatur« fürchten: Alle TeilnehmerInnen sprechen und schrei­ben deutsch. Einige von ihnen mit Pass aus nichtdeutschsprachigen Ländern sind sogar in Deutschland bzw. Österreich geboren. Also: Alles guuut. Nicht so guuut werden die Eidgenossen und Gastgeber finden, was sie unten in der Tabelle lesen können. (Ich weiß auch nicht, warum ihr so wenig vertreten seid, ihr habt so tolle Leute.)

D A CH SRB ISR TUR GB
2016: 8 1 1 1 1 1 1
2015: 7 5 2

 

Altersspezifisch ist zu vermelden, dass die breite Spanne in Sachen Nationalitätenzugehörigkeit auch in Bezug auf die Altersverteilung auszumachen ist: Der jüngste Teilnehmer ist 28 Jahre alt, die älteste Teilnehmerin 72 Jah­re. Das Ge­samtalter des diesjährigen Jahrgangs beträgt 566 Jahre. Daraus ergibt sich ein Pro-Kopf-Durchschnittsalter von 40,43 Jahren. (Bei der Er­rechnung habe ich die Geburtsmonate der KandidatInnen nicht berücksich­tigt. D.h., alle, die erst noch Geburtstag haben, mussten hier der Einfachheit halber ein wenig älter gemacht wer­den. Da ich bei den vorherigen Bach­mannpreis-Jahrgängen in der­selben Weise verfah­ren bin, bleibt sich das im Verhältnis gleich.)

2015 536 Jahre 38,3
2014 578 Jahre 41,2
2013 536 Jahre 38,3
2012 539 Jahre 38,5
2011 521 Jahre 37,2
2010 500 Jahre 35,7

 

Die Alterskurve der Bachmannpreis-Jahrgänge folgt mithin dem allgemei­nen Trend der steigenden Lebenserwartung. Die TDDL 2016 lassen keinen Nachwuchswettbewerb erwarten, sondern Lesungen von AutorInnen, die schon eine Mütze voll Lebenserfahrung gesammelt haben.

Erstes Fazit: Alles so schön bunt hier. Originell. Viel Neues. Wir dürfen ge­spannt sein.

So, und nun geht’s ans Videoportraits-Watching. Darüber demnächst hier gleiche Stelle, gleiche Welle mehr!

Doris Brockmann

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